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Tanzen auf dem Regenwald

Greenpeace-Protest im CCH gegen die Verwendung von Tropenhölzern für ein neues Parkett. In Hamburg ist die Verwendung von Urwaldhölzern per Senatsbeschluss nicht mehr erlaubt, doch mit Scheinzertifikaten wird das noch immer unterlaufen

von KAI VON APPEN

Es geht auch anders: Das demonstrierte gestern ein Handwerkstrupp der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Kurzerhand verlegten die AktivistInnen unter den geschockten Blicken der Originalhandwerker neun Quadratmeter Parkettfußboden aus einheimischem Eichenholz im Foyer des CCH-Hauptgebäudes. 800 Quadratmeter Parkett-Boden des Saals werden nach 30 Jahren zurzeit renoviert und durch Mecrusse-Holz aus den Regenwäldern Mosambiks erneuert. „Dies ist ein klarer Bruch des Senatsbeschlusses, nur Tropenholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu verwenden“, schimpft Greenpeace-Waldexperte Oliver Salge: „Hamburg tritt den Regenwald mit Füßen.“

Das sehen die Arbeiter der eingesetzten Firmen anders, es kommt zu heftigen Wortgefechten: „Mecrusse-Holz ist für Parkettböden das Beste“, schwärmt ein Vorarbeiter. „Dazu gibt es keine Alternative, und außerdem hat Mosambik ein Unbedenklichkeits-Zertifikat ausgestellt.“ Erstes wollen die Greenpeacer gar nicht bestreiten, aber: „Es gibt Alternativen, und das Zertifikat entspricht nicht den Richtlinien des FSC.“

Das „Forest Stewardship Council “ (FSC) ist das einzige international von Umweltverbänden anerkannte Zertifikat für Holzprodukte. 1996 hatte der Hamburger Senat das Siegel und das Zertifikat zur Voraussetzung erklärt, falls robuste Hölzer in Bauvorhaben der Stadt – sowie deren Tochterunternehmen wie dem CCH – verwendet würden. „Obwohl Hamburg das einzige Bundesland ist, dass diesen konsequenten Beschluss gefasst hat, wird gerade hier immer wieder dagegen verstoßen“, kritisiert Greenpeace-Presseprecherin Simone Miller. Sie erinnert an die Renovierung der Alsterdorfer Polizeikaserne, bei der 1998 für neue Fenster Mahagoni-Holz aus Tropenwald-Raubbau verwendet worden ist.

„Wir haben uns nach eingehenden Prüfungen für Mecrusse entschieden, weil der Holzfussboden auch für schwere Ausstellungsgüter geeignet sein muss“, sagt CCH-Sprecherin Andrea Heyden. „Der Kauf von Holz aus Urwaldzerstörung ist völlig unnötig, da FSC-zertifizierte Ware in gleicher Qualität im Handel erhältlich ist“, erwidert Salge.

Das CCH ist sich keiner Schuld bewusst: „Bei dem im CCH verwendeten Mecrusse-Holz handelt es sich um zertifiziertes Plantagenholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft“, beteuert Heyden. „Das wird von der Lieferfirma bestätigt, die selbst Mitglied im World Wildlife Found – WWF – ist.“ Die Umweltschützer von Greenpeace sehen das anders: „Das sind Scheinzertifikate.“

Trotz mehrfacher Versuche, eine Stellungnahme zur Tropenholz-Problematik und zum CCH-Verhalten zu bekommen, war die Umweltbehörde gestern offenkundig nicht fähig, Position zu beziehen.

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