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Der Wunderheiler von Unterföhring

Um mit Premiere endlich und erstmals schwarze Zahlen zu schreiben, braucht Georg Kofler nur viel mehr Abonnenten bis Ende nächsten Jahres und viel weniger Mitarbeiter bis Oktober dieses Jahres – und 250 Millionen Euro. Nur, wer soll die bezahlen?

aus Unterföhring OLIVER HINZ

Georg Kofler passte gestern nicht zu seiner positiven Botschaft „Premiere übertrifft Sanierungsziele“. Der Chef des Bezahlfernsehsenders wirkte bei seiner Bilanzrede vor Journalisten oft unsicher und stammelte manchmal. Wahrscheinlich ist dem im Februar angetretenen Geschäftsführer doch noch nicht so ganz wohl. Denn er musste im überfüllten Konferenzsaal im Hauptquartier in Unterföhring einräumen, dass die Finanzierung von Premiere nur „bis in den Herbst hinein gesichert ist“.

Doch er machte die Pressekonferenz zum „Richtfest für das neue Premiere“: „Das Dach ist noch nicht fertig. Im Keller steht noch Wasser. Und die Fliesen für das Bad sind noch gar nicht angeliefert.“ Doch die Sanierung des Abosenders, der seit der Gründung schon über vier Milliarden Euro vernichtete, kommt schneller voran als erwartet. Durch einen radikalen Sparkurs senkte Kofler die operativen Kosten im zweiten Quartal von 357 Millionen Euro im ersten Quartal auf 280 Millionen. Das Minusergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen fiel im letzten Quartal in den zweistelligen Bereich auf 89 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor machte Premiere noch 221 Millionen Euro Miese. Seine im März vorgestellte Ergebnisprognose für das erste Halbjahr sei um 44 Millionen Euro übertroffen worden.

Für August kündigte der Senderchef ein neues Marketingkonzept an: „Wir kommen mit neuen Ideen zu den Menschen.“ Geplant sind private Verkaufspartys („Premiere Home Party“) und „Kooperationen mit der Wohnungswirtschaft“. „Zielgerichteter Direktvertrieb“ ist angesagt. Trotzdem baut Kofler in der Werbung weiter auf Oliver Kahn als Sympathieträger.

Seit Monaten tritt Premiere bei den Abozahlen auf der Stelle. Kofler feierte die „Stabilisierung der Abonnentenbasis bei 2,4 Millionen“ als „bemerkenswerten Erfolg in einer Zeit, in der gerade der private Konsum“ stark zurückgehe. Geld verdienen würde Premiere mit Koflers neuem Konzept, das die Jahreskosten auf unter eine Milliarde Euro drücke, bei 2,9 Millionen Abonnenten. Die sollen Ende nächsten Jahres beisammen sein. Bis dahin sind auch noch 250 Millionen Euro an Krediten notwendig.

Abos bringen Kofler jedoch nicht nur Geld. Dass trotz der drohenden Pleite in den vergangenen Monaten Hunderte ein Zweijahresabo abschlossen, kommt für ihn einer „Psychotherapie“ gleich. Die nach seinen Angaben 175.000 neuen Abos im ersten Halbjahr wurden jedoch von der Kündigungsquote von 17 Prozent wieder aufgefressen.

Den Abonnenten habe es Premiere bisher mit den oft nicht funktionierenden Receivern sehr schwer gemacht, gab Kofler zu. Deshalb würdigte der gebürtige Südtiroler sie auch als „die frustrationsgestählteste Endkonsumentengruppe“, deren „Leidensfähigkeit“ häufig geprüft worden sei. Nach dem Fall des d-box-Monopols soll nun die Vielfalt der Empfangsgeräte das Technikproblem lösen. Kofler präsentierte extra dazu den ein Meter hohen Turm der rund zehn neuen Empfangsgeräte.

Die Insolvenzgefahr sieht Kofler indes gebannt. Die von den Banken zugestandene neue Kreditlinie von 100 Millionen Euro sichere den Betrieb. Ohnehin lebt Kofler mit der Insolvenz seiner Muttergesellschaft KirchPayTV ganz gut. Der kurze Draht zum Insolvenzverwalter beschleunige seine Aufräumarbeiten (bis Oktober sollen 1.000 der 2.400 Stellen wegfallen) ungemein. Dem Insolvenzverwalter schmeichelte Kofler so sehr, dass er im Publikum sogar kurz dankend aufstand. Wenigstens er hat an Premiere offenbar gefallen gefunden. Nur mit den dringend notwendigen Investoren konnte Kofler bisher nicht aufwarten.

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