piwik no script img

11. september

Der Soundtrack

September 2001: Schnell bricht die Solidaritäts- und Benefiz-Welle los: Michael Jackson will mit „What More Can I Give?“ mindestens 50 Millionen Dollar einspielen. Gleich mehrere US-Stars, darunter Lou Reed und Jackson Brown, planen eine neue Fassung von „We Are Family“, das Video soll Spike Lee drehen. Die New York Times gibt bei Lou Reed, Run DMC u.a. „Songs for the City“ in Auftrag.

21. September 2001: Beim TV-Marathon „America: A Tribute to Heroes“ treten u. a. Bruce Springsteen, Stevie Wonder, Celine Dion und Neil Young auf. Es kommen mehr als 150 Millionen Dollar an Spenden für den 11/9-Hilfsfonds zusammen.

Ende September 2001: Bei US-amerikanischen Radiosendern kursiert eine „schwarze Liste“ mit 150 Songs, die nicht gespielt werden sollen, weil sie die patriotischen und sonstigen Gefühle der Amerikaner verletzen könnten. Auf der Liste finden sich neben sämtlichen Titeln des zum Islam konvertierten Cat Stevens auch John Lennons „Imagine“ und Nenas „99 Luftballons“.

20. Oktober 2001: Im New Yorker Madison Square Garden findet das „Concert for New York City“ statt. Dabei sind u. a. Paul McCartney, David Bowie, The Who. Erlös: 12 Mio. Dollar.

13. November 2001: Paul McCartney landet mit einer Concorde sicher in New York, erblickt aber Rauchsäulen über Queens, wo gerade ein Airbus mit 260 Passagieren abgestürzt ist. Der Ex-Beatle fühlt sich erinnert an 11/9 und stürzt sich motiviert in die Promotion für seine Benefiz-Single „Freedom“.

Dezember 2001: Neil Young schreibt mit „Let's Roll“ einen Song über die Passagiere des United-Airlines-Fluges Nr. 93, die die Entführer daran hinderten, ihr Ziel anzufliegen.

Juni 2002: Eminem tritt in einem Videoclip als Ussama Bin Laden verkleidet auf und fürchtet fortan um sein Leben. Der US-Rapper glaubt, dass ihm der Al-Quaida-Chef höchstpersönlich Killer auf den Hals hetzen könnte, und ist sich sicher: „Die werden den Kerl nie finden.“

Juli 2002: George Michael mag nicht mehr in die USA, um dort seinen texanischen Lebensgefährten zu besuchen. Der britische Popstar hält die Reaktionen auf seinen Song „Shoot the Dog“ für übertrieben. Die New York Post hatte ihn als „Pop-Perversen“ bezeichnet, weil er sich in seinem Song um die Demokratie sorgt und im Video Tony Blair und Bush Jr. zusammen ins Bett schickt. Die Branche vermutet eher einen geschickten Werbeschachzug von Michael.

11. 9. 2002: Das Münchner Duo Diska wird sein zweites Album „America’s The Bomb“ veröffentlichen. Man habe sich ausführlich mit den Folgen der Attentate beschäftigt und sei zu folgenden Schlüssen gekommen: „Fuck TurboCapitalism! Fuck Fundamentalism! Runter mit dem Iro, Agenturpunx!“ Mit auf dem Album: eine Neuaufnahme des Clash-Klassikers „I’m So Bored With The USA“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen