: Hamburg spekuliert mit Willi Lemke
In Hamburg reißen die Gerüchte darüber nicht ab, ob Willi Lemke zum HSV wechseln wird. Wir fragten ihn selbst dazu
taz: Der Chef des HSV, Werner Hackmann, hat gestern erklärt, er werde über den 30.6.2003 hinaus nicht mehr dem HSV zur Verfügung stehen. Da geht es um 500.000 Euro – ein spannender Job, oder?
Willi Lemke: Wissen Sie nicht, was ich vorher bei Werder Bremen verdient habe?
Nein, aber ich weiß ungefähr, was Sie jetzt als Bremer Bildungssenator verdienen.
Ja, aber diese Frage stellt sich nicht. Damit können Sie mich nicht locken.
In Hamburg wird immer wieder Ihr Name genannt.
Das ist nicht ungewöhnlich. Ich bin Hamburger. Es gibt Fotos von mir im HSV-Trickot, da habe ich meine besten sportlichen Leistungen im 100-Meter-Lauf erreicht. Ungewöhnlich ist höch- stens, dass ich selbst dazu nicht kontaktiert worden bin. Die Journalisten diskutieren das, die Fans im Internet. Aber weder der HSV hat mich dazu angerufen noch habe ich mich beim HSV beworben.
Aber Sie müssen sich doch überlegen: Was kommt nach dem Wahltag im Mai 2003?
Ich muss mir zunächst überhaupt nichts überlegen. Die Bremer SPD und die Wähler müssen sich etwas überlegen. Meine Arbeit hier ist unglaublich erschwert worden dadurch, dass die Bremer Schüler so ein furchtbares Pisa-Ergebnis hingelegt haben. Das konnte ich zu Beginn meiner Tätigkeit nicht wissen, dass wir so ein grottenschlechtes Sitzenbleiber-Zeugnis attestiert bekommen. Das ist eine riesige Herausforderung, die ich mit all meiner Power und Motivation annehme.
Ihr Vertrag endet aber mit dem Wahltag.
Im Mai 2003. Jetzt ist es an der Bremer SPD, mich aufzustellen und zu sagen: Wir möchten weiter mit Dir arbeiten. Und es liegt am Wähler. Wenn diese beiden Dinge entschieden sind, dann steht für mich fest, dass ich hier zur Verfügung stehe.
Der HSV-Aufsichtsrat möchte aber früher wissen, wer neuer HSV-Chef wird.
Sie kennen ja das Zitat von Dieter Eilts: „Wenn meine Oma ein Trecker wäre, dann könnte sie hupen.“ Wenn jetzt einer zu mir kommt, das muss ja nicht der HSV sein, das kann ja auch irgend ein anderer sein, dann müsste ich das in Ruhe überlegen, mit meiner Familie sprechen, mit Henning Scherf, mit dem Fraktions- und dem Parteivorsitzenden. Ich kann natürlich nicht sagen: Egal was passiert, ich werde nie für den DFB arbeiten, ich werde nie für den HSV arbeiten, ich werde nie für die Bundesregierung arbeiten.
Dietmar Beiersdorfer ist Sportdirektor beim HSV geworden. Der war Spieler bei Werder, ein alter Kumpel.
Das ist eine exzellente Besetzung. Ich kann sehr gut mit ihm, aber ich kann mit anderen auch sehr gut. Fragen: K.W.
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