: Historischer Besuch
Pakistans Präsident bedauert in Bangladesch die Massaker von 1971. Beide Länder wollen nun kooperieren
DELHI taz ■ Der pakistanische Militärmachthaber Pervez Musharraf hat gestern einen dreitägigen Staatsbesuch in Bangladesch beendet. Es war das erste Mal, dass ein General aus dem ehemaligen Mutterland in das frühere Ostpakistan reiste, das sich 1971 in einem Bürgerkrieg vom Westteil losgesagt hatte. Rund drei Millionen Menschen sollen damals umgekommen sein, und man spricht von über 200.000 vergewaltigten Frauen.
Bisher hatte sich Pakistan geweigert, die schweren Menschenrechtsverletzungen seiner Soldaten anzuerkennen und dafür Abbitte zu leisten. Die bilateralen Beziehungen der Staaten waren daher nie mehr als diplomatisch korrekt gewesen.
Der Besuch Musharrafs hatte also einen hohen Symbolgehalt. Der General trug ihm Rechnung, als er nach seiner Ankunft in Dhaka direkt zur Kranzniederlegung am nationalen Märtyrerdenkmal fuhr. In sorgfältig gewählten Worten schrieb er in das Gedenkbuch: „Ich möchte dem bengalischen Volk das ehrliche Bedauern für die tragischen Geschehnisse ausdrücken, die in beiden Nationen tiefe Wunden hinterlassen haben.“
Musharraf hatte bereits vor einem Jahr signalisiert, dass er bereit sei, zu den Sünden seiner Armeekollegen zu stehen, als er einen internen Untersuchungsbericht der Armee nach 25 Jahren Geheimhaltung veröffentlichen ließ. Darin werden nicht nur die Gräueltaten der westpakistanischen Armee zugegeben, sondern auch Heeresführung und Politiker scharf kritisiert.
Die Regierung in Dhaka war mit der Reuegeste Musharrafs zufrieden und erklärte, der Weg sei nun offen für eine vertiefte Zusammenarbeit. Dagegen hält die oppositionelle Awami-Liga das Bedauern für ungenügend und verlangt eine Entschuldigung. Es kam zu Proteststreiks und kleineren Demonstrationen. Oppositionsführerin Sheikh Hasina sagte ein geplantes Treffen mit Musharraf ab.
Doch das Verhältnis zwischen den beiden Ländern wird sich nun entkrampfen. Allerdings bleibt die Hypothek der Viertelmillion „Bihari“, Emigranten aus Indien aus der Zeit der Teilung des Subkontinents, die sich im Unabhängigkeitskrieg auf die Seite Westpakistans geschlagen hatten. Tausende von ihnen waren im Bürgerkrieg umgekommen, und die Hinterbliebenen fristen in großen Slumsiedlungen in Dhaka und Chittagong noch immer eine Flüchtlingsexistenz, ohne den Schutz ziviler Grundrechte. Ein pakistanischer Sprecher erklärte die Bereitschaft seiner Regierung, sich der Frage anzunehmen, wenn die afghanischen Flüchtlinge ihre Lager in Pakistan verlassen hätten. BERNARD IMHASLY
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