: Kaufkraftmagnet für den Stadtstaat
Neues Ikea-Einrichtungshaus soll Möbelkäufer in Hamburg halten. 250 neue Arbeitsplätze. Holz künftig nur noch aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern
Das zweite Ikea-Kaufhaus auf Hamburger Gebiet zu holen, ist dem früheren Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) ein besonderes Anliegen gewesen. Nachdem sich die Wirtschaftsförderung (HWF) zunächst vergeblich um einen Standort bemüht hatte, schaltete sich der Senator selbst ein, bis schließlich die Fläche in Moorfleet gefunden und freigegeben war. Mirow sei es darum gegangen, Arbeitsplätze zu schaffen und Kaufkraft im Stadtstaat zu halten – mit den entsprechenden Folgen fürs Steueraufkommen, sagt der heutige Behördensprecher Andreas Richter.
Hintergrund sei ein Gutachten der Firma Gesa gewesen, nach dem die Hamburger die Hälfte dessen, was sie für Möbel ausgaben, ins Umland pumpten. Das neue Ikea-Haus sollte helfen, diese Rate zu drücken. Dafür machte der Senat eine Ausnahme von der Regel, keine der kostbaren städtischen Flächen an den Einzelhandel zu verkaufen.
Der schwedische Konzern schafft nach eigenen Angaben 250 Arbeitsplätze, zur Hälfte auf Teilzeitbasis. In den nächsten zwei Jahren sollen dort 30 junge Leute ausgebildet werden. Die 51-Millionen-Euro-Investition des Möbelhauses bildet den Kern eines Fachmarktzentrums, so dass weitere Arbeitsplätze, etwa bei Bauhaus, dazukommen.
Gegen das Ikea-Prinzip – schöne Möbel zu billigen Preisen – hat auch die Verbraucherzentrale nichts einzuwenden. Zwar sei die Langlebigkeit von Möbeln „immer wünschenswert“, sagt deren Berater Dirk Petersen. Doch zum einen statteten sich dort oft junge Leute mit wenig Geld aus und zum anderen werde bei Möbeln „bewusst auf Mode gemacht“. Wenn Möbel alle paar Jahre ersetzt werden sollen, rangiert ein niedriger Preis vor Haltbarkeit. „Da unterscheidet sich Ikea nicht von anderen Möbelhäusern“, sagt Petersen.
Gleiches gelte für die Produktinformationspolitik, die bei allen Möbelhäusern unzureichend sei. Lediglich bei Bio-Möbeln seien vollständige Produktinformationen zu haben. Immerhin hat sich Ikea vor drei Jahren bereit erklärt, Holz nach einer Übergangsphase nur noch aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern mit dem Siegel des Forest Stewartship Council (FSC) zu verarbeiten, was von Greenpeace ausdrücklich gelobt wurde. knö
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