: Da ist noch mächtig viel Dur in Moll
Himmelhoch traurig, zum Leben vergnügt: Die Klezmatics sorgen jedenfalls auf der Museumsinsel für den rechten Schwung
Klezmer ist lebensbejahend und depressiv zugleich. Seit Jahrhunderten verhilft die Musik den Juden auf ihren Hochzeiten zu Stimmungshöhepunkten. Trotz allem schwingt in nahezu jedem Song gleichzeitig erfahrenes Leid mit. Klezmer verbindet Freude und Trauer. Nach dem Krieg wurde in Deutschland vornehmlich auf die traurige Seite der Musik gehört, wahrscheinlich auch, um das eigene Gewissen zu beruhigen, während ausgelassenes Tanzen und Feiern bei dieser zerknirschten Art der Rezeption schlicht vergessen wurde. Frei von diesen depressiven Erwartungen gastiert die wohl bekannteste Klezmer-Formation, The Klezmatics, in Berlin. Klezmer für das 21. Jahrhundert nennt die New Yorker Band um Frank London ihren Stil. Der Trompeter, Keyboarder und Kopf der Band ist einer der Stars, wenn nicht der Star der Klezmerszene. Vor mehr als 20 Jahren kam er mit dieser Art der jüdischen Musik in Kontakt. In seiner Wahlheimat New York spielt er des Öfteren auf privaten jüdischen Hochzeiten. Musikalisch fällt die Einordnung der Klezmatics schwer. Am ehesten trifft es wohl: Stilmix aus traditioneller jüdischer Musik und modernen Jazz- und Popelementen. Was bestens funktioniert: So bescherte Frank London erst vor zwei Wochen den Besuchern der „Heimatklänge“ im Tempodrom einen enorm vergnüglichen Abend, als er mit seinem Nebenprojekt – den Klezmer Brass All Stars – zusammen mit dem Orchester von Boban Markovic das Publikum schwindelig spielte. Ähnliches wird Frank London heute mit den Klezmatics wieder versuchen, und etwas Kondition für die Tanzrunden sollte man schon mitbringen. CHB
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