: Amtlich: Castoren kriegen Stoßdämpfer
Castor-Behälter sind nicht fallsicher. Anstatt sie zu verbessern, soll nun Holz auf dem Boden einen Aufprall lindern
HANNOVER taz ■ Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) will beim nächsten Atommülltransport nach Gorleben die Castor-Behälter mit Stoßdämpfern aus Holz bruchsicher machen. Holzbohlen sollen in der Zwischenlagerhalle auf dem Fußboden liegen, wenn die Behälter abgeladen werden – und so dafür sorgen, dass die Behälter einen möglichen Absturz vom Kran unbeschadet überstehen.
Wo keine Holzstoßdämpfer ausgebreitet seien, dürften die Behälter nicht höher als 25 Zentimeter über dem Hallenboden angehoben werden, schrieb das Bundesamt für Strahlenschutz Ende vergangener Woche an die Bürgerinitiative (BI) Lüchow-Dannenberg. Dem Bundesamt hatte die BI dazu einen umfangreichen Fragenkatalog zugesandt, nachdem das Fernsehmagazin „Plusminus“ die Bruchsicherheit der Castoren vom Typ 20/28 in Zweifel gezogen hatte. Offenbar war nicht nachgewiesen worden, dass die Castoren einen Absturz heil überstehen. „Plusminus“ zufolge enthielt die Berechnung des „Störfalls Absturz“ gravierende Fehler.
Dass nun Holzstoßdämpfer eingesetzt werden müssten, sei eine indirekte Bestätigung der Mängel bei der Bruchsicherheit, meinte BI-Sprecher Dieter Metk gestern gegenüber der taz. Dennoch gehe „der Pfusch weiter“. Allmählich würden sich Holzbohlen zum Allheilmittel entwickeln, um ein Versagen der umstrittenen Behälter zu vermeiden. Bisher sei nur ein Falltest mit einem echten Castor-Behälter gemacht worden. Der habe noch nicht einmal den internationalen Anforderungen genügt, so Metk. Die internationale Atomenergieorganisation habe für solche Tests einen Sturz aus neun Metern Höhe auf eine Betonplatte vorgeschrieben. In Deutschland sei aber auch dabei Holz als Stoßdämpfer verwendet worden.
Das Bundesamt für Strahlenschutz hatte die von mehreren Ingenieuren geäußerte Kritik an den Berechnungen der Folgen eines Castor-Absturzes nach eigenen Angaben durchaus ernst genommen. Deshalb beauftragte es die Bundesanstalt für Materialforschung, die Störfallberechnungen noch einmal zu überprüfen. Das dauert nach Angaben der BfS immer noch an.
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