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Kampf für die Windmühlen

Während die CDU die erneuerbaren Energien nach der Wahl auf dem gegenwärtigen Stand einfrieren will, macht sich die Deutsche Energie-Agentur für den weiteren Ausbau stark. Dena-Chef Kohler: Subvention für Windkraftwerke kann sinken

aus Berlin HANNES KOCH

In kaum einem anderen Politikbereich liegen die Unterschiede zwischen der rot-grünen Regierung und der Union so offen zu Tage wie in der Energiepolitik. Mit erfrischender Klarheit sagen die Kontrahenten, was sie wollen, und versuchen die Meinungsführerschaft im Wahlkampf zu behaupten beziehungsweise zu erringen.

Der Schlagabtausch ist in vollem Gange: Nachdem die CDU-Wirtschaftspolitiker Matthias Wissmann und Kurt-Dieter Grill unlängst den weiteren Ausbau der regenerativen Energiequellen abgelehnt haben, springt jetzt die Deutsche Energie-Agentur (Dena) der Regierung bei. Die Dena ist eine Einrichtung des Bundes und der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Sie wurde unter Rot-Grün gegründet.

Dena-Chef Stephan Kohler hält die Energiepolitik von SPD und Grünen sowohl für ökologisch notwendig als auch für wirtschaftlich tragfähig. Es sei ohne große Probleme möglich, den Anteil umweltfreundlich produzierten Stromes an der Gesamtversorgung von heute rund acht Prozent bis 2010 zu verdoppeln.

Bis zum Jahr 2020 könnten knapp 50 Prozent der elektrischen Energie mit Wind-, Sonne-, Wasser- und Biomasse-Kraftwerken sowie Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt werden – und zwar, ohne Staat und Wirtschaft zu überfordern. Genau um diesen Punkt geht es in der gegenwärtigen Diskussion: Die CDU-Politiker Wissmann und Grill behaupten, es handele sich um eine „Überförderung“ der Ökoenergie und damit Geldverschwendung.

Dabei ist die Förderung der sauberen Energien für die Verbraucher ziemlich billig. Pro Kilowattstunde verbrauchten Stroms bezahlen sie einen Aufschlag von rund 0,2 Cent an ihren Lieferanten. Das macht etwa zwei Prozent des vollen Preises der Kilowattstunde aus. Diese Umlage wird an die Produzenten von Ökostrom ausgeschüttet, um ihre höheren Kosten auszugleichen.

Weil die Förderung den Ökostromern eine kostendeckende Produktion ermöglicht und zugleich die Absatzmenge stark steigt, sinken die Herstellungskosten: von 7.000 Mark pro Kilowatt Windenergieleistung 1982 auf rund 2.000 Mark 1999. Kohler hält es deshalb für möglich, die Subventionierung der Windenergie an günstigen Standorten in der nächsten Legislaturperiode „um 10 bis 15 Prozent“ zu reduzieren.

Für wirtschaftlich vertretbar und finanzierbar hält Kohler auch den notwendigen Umbau der überregionalen Stromnetze. Zwei neue Anforderungen seien in den kommenden Jahrzehnten zu erfüllen: Zum einen müssten Tausende neue, dezentrale Kleinkraftwerke in die Netze integriert werden. Zum anderen werde es in der Nordsee eine starke Konzentration von Windrädern geben, die in 50 Jahren bis zu 20 Prozent des gesamten deutschen Stroms herstellen würden. Das Stromnetz müsse deshalb mit großen Investitionen auf diese kommende Konzentration im Norden neu ausgerichtet werden, so Dena-Chef Kohler.

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