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monetaSchlussverkaufDie spinnen, die ...

„Gerade jetzt, nach drei Baisse-Jahren, sollte man sich bewusst machen, dass Bärenmarkt und Depression vorübergehende Erscheinungen sind. Die Menschen bleiben nicht für alle Zeiten pessimistisch.“ (Sir John Templeton, 1949)

So schlecht wie heute war die Stimmung zuletzt im Oktober 1998. Die Schieflage des weltgrößten Hedgefonds drohte das gesamte internationale Finanzsystem zum Einsturz zu bringen, Russland stand kurz vor dem Staatskollaps. Russlands Wirtschaft hat sich bekanntlich in atemberaubendem Tempo wieder etabliert und die Weltbörsen legten zwischen November 1998 und März 2000 die fulminanteste Ralley aller Zeiten hin.

Es liegt in der Natur jeder Baisse, dass kaum noch jemand an steigende Kurse glaubt. Genau so, wie sich in der Hausse alle darüber ärgern, nicht gekauft zu haben, als es Ausverkaufkurse gab.

Aktien sind mittlerweile im Vergleich zu Anleihen stark unterbewertet. Viele Unternehmen werden zu Kursen gehandelt, die noch nicht einmal die Kasse-Position wiederspiegeln. Das ist einerseits absurd, drückt aber andererseits das Misstrauen der Marktteilnehmer gegenüber der Bilanz-Wahrheit sämtlicher Unternehmen aus.

Die jüngsten Kursstürze sind vor allem Ausdruck des Entsetzens darüber, dass selbst die „Bilanzen“ der amerikanischen Staatsstatistiken nicht korrekt berechnet waren. Auch wenn es völlig normal ist, dass das tatsächliche Wirtschaftswachstum regelmäßig in den Feinheiten korrigiert wird: In einer Phase wie dieser wird eine rückwirkende Korrektur nach unten als mutwillige Irreführung der Börsianer interpretiert.

Ich gehe davon aus, dass der 14. August das Ende dieses Ausverkaufes fixieren wird. Bis zu diesem Stichtag nämlich müssen die Manager der großen amerikanischen Gesellschaften unter Androhung von langjährigen Gefängnisstrafen ihre Unschuld eidesstattlich versichern.

Susanne Kazemieh ist Finanzmaklerin und Gründerin der Frauenfinanzgruppe, Grindelallee 176, 20144 HH, Tel.; 4142 6667Fax: 4142 6668

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