: VCD fordert Klimasteuer für Autos
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) präsentiert die neue Auto-Umweltliste. Nach der ist kein Fahrzeug uneingeschränkt empfehlenswert. Der Spritverbrauch ist noch zu hoch, zu wenige Modelle haben Direkteinspritzung und Rußfilter
aus Berlin IHNO GOLDENSTEIN
Bisher waren der Dreiliter-Lupo und der Audi A2 1.2 TDI die umweltfreundlichsten Autos. Dieses Jahr wurden beide von der Spitze der VCD-Auto-Umweltliste verdrängt. Wiederum von einem VW Lupo zwar, aber einem Benziner mit Direkteinspritzung. „Mit dieser Technologie, die bislang in Deutschland brachliegt, kann man bis zu 20 Prozent mehr Kraftstoff einsparen“, sagte Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland (VCD), der gestern die neue Liste vorstellte.
Der Lupo 1.4 FSI führt trotz eines entscheidenden Mankos: Er schluckt 4,9 Liter Benzin auf 100 Kilometern. Sowohl der Diesel-Lupo als auch der Audi brauchen dafür gerade mal drei Liter Diesel. Wie kein anderes – mit 40 Prozent – geht das Kriterium Kraftstoffverbrauch in die VCD-Bewertung ein. Bei den anderen Kriterien aber – die Belastung durch Schadstoffe für den Menschen mit 30 und für die Natur mit 10 Prozent – erreichte der neue Spitzenreiter dank seiner Benzineinspritztechnologie Bestwerte. Die restlichen 20 Prozent der Note sind für das Ranking unerheblich: Bei der Lärmbelastung konnte kein Auto überzeugen. Deshalb fordert der Verkehrsclub deutlich niedrigere Lärmgrenzwerte.
Keinen der drei Spitzenreiter kann der VCD dabei uneingeschränkt zum Kauf empfehlen. Denn der Lupo FSI „kann sich auf der Straße bei unökologischer Fahrweise schnell als Wolf im Schafspelz entpuppen“, erklärte Lottsiepen. Mit 105 PS sei er eindeutig zu stark motorisiert. Nachteile des A2 und des Dreiliter-Lupos: Ihnen fehlt ein Partikelfilter gegen gesundheitsschädlichen Dieselruß. Dieser müsse serienmäßig in allen Dieselfahrzeugen eingebaut werden, um der Krebsgefahr vorzubeugen, fordert der VCD. Die drei Spitzenreiter kosten 14.500 bis 18.500 Euro. Umweltfreundliche Autos müssen aber nicht teuer sein: Immerhin liegen sechs der zehn Besten unter 12.000 Euro.Auch klein müssen sie nicht sein: Denn mit dem A2 und dem Toyota Prius (Hybrid) finden sich auch zwei Kompaktwagen unter den Topten. Bestes Familienauto ist der VW Bora 1.6 FSI, auch ein Benziner mit Direkteinspritzung, gefolgt vom Škoda Fabia 1.4 Combi. Bei den Minivans liegt der Opel Zafira 1.6 CNG vorne, auch ein Erdgasauto. In dieser Klasse erreichten nur drei Fahrzeuge eine zufrieden stellende Note.
Um den Kraftstoffverbrauch weiter zu drücken, fordert der VCD einen europaweiten Grenzwert für das Treibhausgas CO2. Ab 2005 müsse ein verbindlicher Wert von 120 Gramm CO2 pro Kilometer gelten. Das entspricht etwa einem Verbrauch von 5,2 Litern Benzin oder 4,6 Litern Diesel auf 100 Kilometern. Lottsiepen: „Alle Autos, die mehr Sprit verbrauchen, müssen mit einer Klimasteuer belegt werden.“
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