: „Können nicht alle überpüfen“
Schill-Partei in Schleswig-Holstein wird von NPD-Funktionären gezielt unterwandert. Landeskoordinator Adolphi versichert, sich das nicht gefallen lassen zu wollen
Im Kampf um die rechte Wählergunst scheint der Nationaldemokratischen Partei Deutschland (NPD) jedes Mittel recht. Die Lübecker NPD-Funktionäre Jörn Lemke, Jürgen Gerg und Bastian Tilger schlossen sich der Schill-Partei in Schleswig-Holstein an. Angeblich hoffen sie, bei einer Enttarnung ihrer Doppelmitgliedschaft der Schill-Partei ein Imageproblem verursachen zu können.
Gegenüber der taz hamburg bestätigte Michael Wolf vom schleswig-holsteinischen Innenministerium, dass die NPD den Schill-Landesverband zu unterwandern versucht. „Die NPD diskutierte diese Möglichkeit“, erklärt Wolf. Einzelne Mitglieder seien schon beigetreten – „gezielt, um einen Wahlerfolg der Schill-Partei zu behindern“. Spätestens zu den Kommunalwahlen 2003, so Wolf, wollte die NPD diese „rechten Verbindungen“ selbst aufdecken.
Auf der Gründungsveranstaltung des Schill-Ortsverbandes Lübeck am 1. August wurde Michael Gabriel, früher CDU-Mitglied, zum Ortsvorsitzenden gewählt. Danach empfahl er, Tilger zum Beisitzer im Vorstand und zum Beauftragten für die neu gegründete Jugendorganisation „Junge Offensive“ zu ernennen. Tilger ist NPD-Landesvorstandsmitglied und Kreisvorsitzender und wegen Körperverletzung und Volksverhetzung vorbestraft. Gabriel selbst werden gute Beziehungen zum früheren NPD-Kreisvorsitzenden Reinhardt Dutschke nachgesagt.
Unter den etwa 50 Anwesenden im Scandic Hotel waren auch Lemke und Gerg, die für die NPD auf den Plätzen 2 und 5 für den Bundestag kandidieren. Eine Funktion strebten die beiden NPD- und Schill-Mitglieder aber nicht an. „Wir werden dies überprüfen“, versicherte der Schill-Landeskoordinator und Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Bodo Theodor Adolphi gegenüber der taz, „und wenn dies zutrifft, werden alle sofort ausgeschlossen.“
Dass die bekannten NPDler überhaupt Mitglieder werden konnten, erklärt sich der schleswig-holsteinische Bundestagskandidat Dieter Schreck durch die vielen Eintritte: „Die können wir nicht alle gleich überprüfen.“ Dem widerspricht allerdings, dass seit dem 18. Juli keine Mitglieder mehr aufgenommen werden dürfen – aus Sorge vor Unterwanderung durch „Glücksritter und Rechtsextreme“.
Andreas Speit
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