: „Moralisch blind“
In einem neuen Schreiben wehren sich 66 US-Intellektuelle gegen deutsche Kritik am „gerechten Krieg“
WASHINGTON dpa ■ In einer Antwort auf ein Schreiben deutscher Intellektueller haben die US-amerikanischen Verfasser des Aufrufes „What We’re Fighting For“ erneut und nachdrücklich die US-Militäraktion in Afghanistan als gerecht verteidigt. In ihrem Brief an 103 deutsche Kritiker warfen sie den Adressaten „moralische Blindheit“ vor, weil sie den Tod von Zivilisten in Afghanistan mit der Ermordung von tausenden Amerikanern durch Terroristen am 11. September gleichgesetzt hätten.
Der am Donnerstag in Washington veröffentlichte Text wurde von 66 Intellektuellen unterzeichnet. Dazu gehören zahlreiche namhafte Universitätsprofessoren und Leiter von verschiedenen politischen Instituten, darunter der frühere US-Senator Daniel Patrick Moynihan, der Historiker Francis Fukuyama und der Harvard-Professor Samuel Huntington.
Die Gruppe beantwortete einen offenen Brief der deutschen Persönlichkeiten vom Mai unter dem Titel „Eine Welt der Gerechtigkeit und des Friedens sieht anders aus“. Ihre US- Kollegen hätten mit keinem Wort den „Massenmord“ an 4.000 afghanischen Zivilisten erwähnt hätten, monierten die Deutschen. Auch gebe es keine universal gültigen Werte, um die Vergeltung eines Massenmordes wie der Terroranschläge in den USA vom 11. September mit einem anderen zu rechtfertigen. Zu den Unterzeichnern gehörten der Theologe Friedrich Schorlemmer, der Rhetorikprofessor Walter Jens sowie die Autoren Peter Rühmkorf, Christoph Hein und Günter Wallraff.
Die US-Denker äußerten sich in ihrem Brief vom Donnerstag enttäuscht über die Haltung ihrer deutschen Kollegen, die insgesamt keine „schlüssige moralische Position“ zur Frage des Gebrauchs von Waffengewalt präsentiert hätten. Die US-Amerikaner bekräftigten, dass sie die Militäraktion in Afghanistan nicht nur für moralisch gerechtfertigt hielten, sondern sogar für „moralisch geboten“.
siehe www.americanvalues.org
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