Nachhaltige Konzepte

Jeden zweiten Montag im Monat stellen wir an dieser Stelle zwei Werte aus dem Natur-Aktien-Index NAI vor. Heute: Die Beratungsgesellschaft Grontmij (NL) und die Möbelfirma Herman Miller (USA)

Grontmij NV (Niederlande) gehört zu den ältesten NAI-Werten. Seit der Auflage des Index 1997 ist die Consultingfirma (WKN 870 731) darin vertreten. Gegründet 1915 als ingenieurtechnisches Beratungsunternehmen für die Landwirtschaft, verfügt Grontmij über langjährige Erfahrungen in den Bereichen Be- und Entwässerung, Landnutzung und -erschließung. Heute ist Grontmij eines der drei größten niederländischen Consultingunternehmen, hat laut imug „ausgeprägte Aktivitäten im Umweltbereich und führt Projekte zu den Themen Wasser, Abfall, Raumplanung, Bodenwiederherstellung, Naturschutz, Eisenbahnstreckenbau und erneuerbare Energien durch“. Mindestens 50 Prozent des Umsatzes (511 Millionen Euro im Jahr 2001) werden im Umweltbereich gemacht, über 80 Prozent des Gesamtumsatzes in den Niederlanden, der Rest in den Benelux-Staaten, Deutschland und Polen. Trotz steigender Umsätze sank der Nettogewinn im Jahr 2001 auf 14,5 Millionen Euro (Vorjahr: 16 Millionen).

Innerhalb der Consultingbranche, ohne deren Wirken „technischer Umweltschutz und das Management von natürlichen Lebensgrundlagen wie Boden und Wasser nicht denkbar wäre“, nimmt Grontmij – so imug – eine Sonderstellung ein. Während die Berater normalerweise nur auf das abzielten, was technisch machbar sei, „ohne dass die notwendige Einbettung in ökologische und soziale Zusammenhänge realisiert wird“, will Grontmij bei der Gestaltung der Umwelt sicherstellen, „dass Fabriken und andere konstruktive Projekte in Übereinstimmung mit den Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung fertiggestellt werden“.

Dementsprechend wird der Umweltbezug des Unternehmens vor allem in seiner Projektarbeit sichtbar. So hat Grontmij beispielsweise die Umweltverträglichkeitsprüfung und die Planung der Landnutzung für den größten niederländischen Windpark durchgeführt, ein neues System zur Abwasserreinigung mit der Universität in Delft entwickelt und verseuchte Böden unterhalb von Gebäuden in Utrecht saniert.

Gleichermaßen umwelt- wie mitarbeiterfreundlich sind die für Beschäftigte kostenlos zur Verfügung gestellten Fahrräder. Darüber hinaus profitieren die Mitarbeiter (4.300 im Jahr 2001) nicht nur von einem Gewinnbeteiligungsprogramm für die Belegschaft und den von Gewerkschaften als gut bezeichneten Weiterbildungsmöglichkeiten und gesundheitlichen Bedingungen am Arbeitsplatz. Seit 1998 greifen auch Maßnahmen zur Karriereentwicklung von Frauen. Und die Stiftung Pensionsfonds Grontmij hält über neun Prozent des Stammkapitals. Das soziale Engagement reicht noch weiter: „Grontmij spendet und sponsert Aktivitäten in den Bereichen Sport, Natur und Erholung sowie Kunst, Kultur und Bildung“.

Die Herman Miller Inc. (USA, WKN 863 205) wurde im Dezember 1999 in den NAI aufgenommen. Die weltweit agierende Firma erzielt 95 Prozent ihres Umsatzes (2,24 Milliarden Dollar im Jahr 2001) mit dem Verkauf von Büromöbeln. Vor allem Möbelsysteme für Krankenhäuser, Ärzte und Kliniken sowie für den Pflegebereich werden von Herman Miller entworfen, produziert und verkauft. Darüber hinaus bietet die Firma Beratungsdienstleistungen im Möbelbereich und Leasingprodukte an.

Mit Blick auf die Geschäfte in Entwicklungsländern merkt imug kritisch an, dass Herman Miller „keine speziellen Richtlinien oder ,Codes of Conduct‘ hinsichtlich der Gestaltung der Arbeitsbedingungen oder der Geschäftsbeziehungen anwendet“. Allerdings sichere das Unternehmen den Mitarbeitern in Mexiko eine Bezahlung, die über dem Mindestlohn liege und stelle deren Versicherungen und medizinische Versorgung sicher. Im Übrigen ist das soziale Engagement der Firma bemerkenswert. Zahlreiche Bildungs- und Gesundheitsprojekte werden durch für amerikanische Verhältnisse überdurchschnittliche Spendenaufkommen gefördert.

Über 500 neue Arbeitsplätze wurden allein von 1997 und 1998 geschaffen. Etwa ein Fünftel des Aktienkapitals liegt im Besitz der 9.951 Mitarbeiter. Durch flexible Arbeitszeitgestaltung und finanzielle Hilfen für die Kindererziehung und die Betreuung älterer Verwandter zeigt sich Herman Miller familienfreundlich.

Auch im Umweltbereich ist das Unternehmen fortschrittlich. In den USA wurde Herman Miller mehrfach für sein Umweltmanagement ausgezeichnet. Es gibt zwar bislang kein formales Umweltmanagementsystem, doch man veröffentlicht einen Umweltbericht und „integriert Umweltbilanzdaten in die Entwicklung neuer Möbel“. Seit 1991 verwendet Herman Miller weder Teakholz noch Rosewood-Holz zur Möbelherstellung. Aktive Ressourcenschonung betreibt die Firma zum Beispiel mit der Produktion von Stühlen, die zu 40 bis 70 Prozent aus Recyclingmaterialien hergestellt werden. Auch wurde der Gebrauch von Einwegverpackungen bei Zulieferermaterialien drastisch reduziert. Außerdem hat sich Herman Miller zum Ziel gesetzt, „der erste US-Möbelhersteller zu sein, der seine Lackierung komplett von lösemittelhaltigen auf wasserlösliche Lacke umstellt und die festen Abfälle zur Deponierung auf Null reduziert“. KATHARINA JABRANE

www.grontmij.com, www.hermanmiller.com, www.imug.de.Das Institut Markt Umwelt Gesellschaft (imug) ist der Uni Hannover angeschlossen und arbeitet im Bereich Investment Research und Nachhaltigkeitsfonds. Telefon (05 11) 911 15-0