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Bundeswehr ist nicht wie der BGS

betr.: „Soldaten müssen ihr Selbstbild ändern“, „Die verweigerte Gleichberechtigung“, taz vom 8./9. 8. 02

Wieder einmal wird in der taz über die Bundeswehr so berichtet, als handele es sich um eine Ansammlung normaler Beschäftigter, wenn auch ganz überwiegend männlicher, so dass der Umgang mit Frauen durch besagte männliche Beschäftigte als gender- oder gleichstellungspolitisches Problem analysiert wird.

Nach wie vor gilt jedoch: Wer zur Bundeswehr geht, bewirbt sich nicht auf einen Arbeitsplatz, sondern wird Soldat – das ist ein Status, der durch eigene Gesetze (nicht die Gesetze, die im Zivilleben Arbeitnehmerpflichten und -rechte bestimmen) definiert wird. Wer freiwillig Soldat wird, erklärt sich u. a. damit einverstanden, dass bestimmte Grundrechte für ihn nicht mehr gelten (vgl. Art. 17 a GG und § 51 WPflG), unterwirft sich einem System von Befehl und Gehorsam (§ 11 Soldatengesetz) und erklärt sich mit einer umfassenden Ausbildung im Töten einverstanden – mit allen psychischen Folgen, die das hat. Das ist – so ähnlich Uniformierte oberflächlich auch wirken mögen – eben nicht vergleichbar mit dem BGS.

Gerade angesichts der Tatsache, dass die Bundeswehr neuerdings zu Kampfeinsätzen eingesetzt wird, die Ausbildung zum Töten also nicht mehr wie zu Zeiten des Kalten Krieges ausschließlich „zur Abschreckung“ dient, ist es nicht verwunderlich, dass in Deutschland die gleichen Gewaltprobleme sichtbar werden wie in der US-Army, die ja nie eine reine „Abschreckungsarmee“ war. Ein Gleichstellungsgesetz oder eine Gleichstellungsbeauftragte ist hier vermutlich so hilfreich wie Pflaster bei Schusswunden. Auch eine „Quotierung“ bei Auslandseinsätzen, wie von Christine Eifler gefordert, bietet keine Lösung der grundsätzlichen Problematik – Vergewaltigung ist nicht die einzige Gewalttat, die im Zusammenhang mit militärischen Auslandseinsätzen diskutiert werden muss, und sicher nicht die schlimmste. […]

Dass Frauen unter den derzeitigen gesellschaftlichen Bedingungen, zu denen u. a. gehört, dass sie bisher nicht in großer Zahl den Gewaltverhältnissen in der Bundeswehr unterworfen wurden, statistisch gesehen friedfertiger sind als Männer, sollte nicht zu dem Irrglauben verleiten, dass ihr vermehrter Einsatz die Bundeswehr friedfertiger macht. Es könnte nur allzu leicht passieren, dass wir stattdessen den – im wahrsten Sinne des Wortes – hieb- und stichfesten Beweis dafür erhalten, dass Frauen genauso gewalttätig sein können wie Männer, und dass Vergewaltigung weiterhin ein reines Männerdelikt bleiben würde, wäre für mich ein schwacher Trost. UTE FINCKH, Berlin

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