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klimaschutzWarten wird teuer

„Sintflutartige Regenfälle“ und „Vorboten des Klimawandels“ sind zwei Phrasen, die in den letzten Jahren zwangsläufig zusammen gebraucht werden. So gesehen haben die Wetterforscher und die Ökobewegung einen ideologischen Sieg errungen: Der wissenschaftliche Laie – inklusive der zuständigen Politiker – hat den Klimawandel schon so intus, dass er nicht wie Jahrtausende vorher höhere Mächte für schlechtes Wetter verantwortlich macht, sondern den Energieverbrauch der menschlichen Zivilisation.

Kommentarvon REINER METZGER

Das kleine Problem: Mit Phrasen ist es nicht getan. Da die Industrieländer geschätzte drei Viertel des menschlichen Klimaeffekts verursachen, müssen sie auch die weitaus größten Anstrengungen dagegen unternehmen. Und – oh Schreck – das betrifft auch uns Deutsche. Der Verbrauch von Öl, Gas, Kohle oder anderen Rohstoffen muss drastisch sinken. Das geht in einer Marktwirtschaft nur über eine Verteuerung solcher Rohstoffe, also massive Ökosteuern. Gerade das Ö-Wort ist in der politischen Debatte der vergangenen Jahre jedoch ein Garant für vereinfachende Wortgefechte gewesen. Wer, wie in anderen Ländern teilweise üblich, eine konstante, verlässliche Anhebung der Energiesteuern forderte, geriet unter massiven Beschuss – ohne dass die Kritiker erklären konnten, wie es denn sonst weitergehen soll. Der Glaube an den Klimawandel hat seinen Weg in den rechnenden Teil der Gehirne von Politikern und Wählern noch nicht gefunden.

Aber die Ökosteuer wird sich schon noch durchkämpfen. Nicht weil irgendwo Inseln im Pazifischen Ozean verschwinden oder ein paar Küstenstädte absaufen. Das ist dem modernen Politiker egal, solange sein Land nicht betroffen ist. Die im Weltmaßstab lächerlich kleinen Überschwemmungen in Österreich und Süddeutschland zeigen aber, dass auch hier der Klimawandel teuer wird. Da braucht zum Beispiel Kandidat Stoiber nur ein Ortsgespräch zu führen und die Chefs der Versicherungskonzerne Allianz oder Münchner Rück um Schadenszahlen zu bitten.

Alles andere als eine Umgestaltung des Steuersystems, weg von Steuern auf Arbeit und Einkommen, hin zu Energie und Rohstoffen, ist verantwortungslos und auf Dauer nicht vorstellbar. Egal, was etwa die FDP oder die SPD-Energielobby den Tag über daherreden. Allerdings ist durchaus denkbar, dass die eine oder andere Regierung sinnvolle Gesetze um Jahrzehnte hinauszögert. Dann wird es später umso teurer.

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