: Fenster im Treibhaus
Die Hamburger Senate haben eine Reihe von Programmen für den Klimaschutz auf die Beine gestellt und dem Planeten zehntausende Tonnen CO2 erspart. Das Problem des Autoverkehrs spart der neue Senat aus
von GERNOT KNÖDLER
Überschwemmungen sind in Hamburg nichts besonderes. Dass jedoch die Bahnunterführung der Stresemannstraße vor dem Kühne-Gelände absoff, dass das Regenwasser Grundstücke überflutete und fernab vom gefährlichen Strom Keller volllaufen ließ, war doch eine Überraschung. Klimaforscher rechnen damit, dass solche Platzregen in Zukunft immer häufiger vorkommen werden. Die Ursache dafür sehen sie in der Erwärmung des Erdklimas, die zu einem großen Teil auf die Verbrennung fossiler Energieträger wie Erdöl und Kohle zurückzuführen ist: Die Schneeglöcken blühen einen Monat früher als vor fünfzig Jahren. Senat und Bürgerschaft haben darauf schon 1990 mit einem 24-Punkte-Programm zum Klimaschutz reagiert. Trotzdem sind die CO2-Emissionen weiter gestiegen: bis 1997 um zwölf Prozent.
Für „Hamburgs Beitrag zur Verminderung der Klimagefahren“ gibt der Senat nach Angaben der Umweltbehörde jährlich 10 Millionen Euro aus. Mit der Hälfte davon wird Energie in öffentlichen Gebäuden gespart, etwa durch effizientere Leuchtstoffröhren und Lichtsteuerungen für Turnhallen, die sich nach dem Tageslicht richten.
Seit 1994 ermuntert der Senat die Schulen mit seinem fifty-fifty-Projekt zum Energiesparen. Die Hälfte des gesparten Geldes dürfen die Schulen behalten. Im jüngsten Abrechnungszeitraum sind auf diese Weise 12.200 Tonnen CO2 vermieden worden.
1997 beschloss die Bürgerschaft als erstes Landesparlament ein Klimaschutzgesetz. Danach durften zum Beispiel keine Stromheizungen mehr und nur noch in beschränktem Umfang Klimaanlagen installiert werden. Der Senat kann die Nutzung von Fernwärme und erneuerbaren Energiequellen in bestimmten Gebieten vorschreiben.
Mit der Initiative Arbeit und Klimaschutz von 1998 versucht der Senat Einsparungen bei der Wohnungsheizung mit einem Konjunkturprogramm für das Handwerk zu verkoppeln. Durch Förderung und Beratung der Eigentümer erhielten 12.000 existierende Wohnungen meist im Rahmen einer ohnehin anstehenden Sanierung einen modernen Wärmeschutz. Das spart 13.800 Tonnen jährlich.
Die Stadt versucht als Mitglied der Solarinitiative Nord der Sonnenenergie zum Marktdurchburch zu verhelfen. Seit diesem Jahr motiviert sie mit jährlich 800.000 Euro Unternehmen für den Ressourcenschutz. Um der globalen Dimension des Klimaschutzes Rechnung zu tragen, verkoppelte der damalige grüne Umweltsenator Alexander Porschke diesen Anreiz mit einem Pilotprojekt zum Emissionshandel. Seit dem 1. Juli bezieht die Stadt Strom mit einem Öko-Anteil von zehn Prozent.
Doch dieses Programm lässt ein zentrales Politikfeld außen vor: Er sehe „Ergänzungsbedarf“ in der Verkehrspolitik, sagt Jochen Menzel, der Sprecher des Zukunftsrates. Das vom Senat verkündete Ziel einer wachsenden Stadt müsse durch ein Verkehrskonzept flankiert werden. Doch statt den Umweltverbund aus Bus, Bahn, Radfahren und Zu-Fuß-Gehen zu stärken, setze der Senat einseitig auf das Auto.
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