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Ruandas führender Hutu-General gefasst

Augustin Bizimungu leitete den Völkermord in Ruanda und diente später im Kongo. Jetzt wurde er in Angola verhaftet

BERLIN taz ■ Der wichtigste ruandische Hutu-Warlord in Zentralafrika ist ausgeschaltet. Augustin Bizimungu, Generalstabschef der ruandischen Armee während des Völkermordes an 800.000 Menschen in Ruanda 1994, wurde am Montag in Angola festgenommen, berichtete gestern der am Sitz des UN-Ruanda-Tribunals im tansanischen Arusha ansässige Nachrichtendienst Internews. Bizimungu sei in einem Demobilisierungslager für angolanische Unita-Rebellen aufgegriffen worden und soll nun an die UNO überstellt werden. Nach amtlichen angolanischen Angaben gab es etwa 500 ruandische Hutu-Soldaten in den Rängen der Unita, die ihren Krieg dieses Jahr beendete.

Bizimungu war nicht nur einer der militärischen Leiter des ruandischen Völkermords, sondern nahm auch nach der Flucht seines Regimes in das benachbarte Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) eine führende Position bei dem bis heute andauernden Kampf der ruandischen Hutu-Truppen gegen die neue Tutsi-dominierte Regierung Ruandas ein. 1998, als Kongos damaliger Präsident Laurent Kabila mit Ruanda brach, trat Bizimungu in den kongolesischen Generalstab ein. Unter seiner Führung kämpften die im Kongo verbliebenen ruandischen Hutu-Kämpfer, die bis heute als aktivste Teil der kongolesischen Regierungsarmee gelten.

Die juristische Schlinge um Bizimungu zieht sich seit einigen Monaten zu. Im April dieses Jahres stellte das UN-Tribunal für Ruanda einen Haftbefehl gegen ihn aus. Am 29. Juli setzte das US-Außenministerium ihn auf eine nicht vollständig veröffentlichte, etwa 20 Namen umfassende Liste gesuchter ruandischer Kriegsverbrecher mit mutmaßlichem Wohnsitz in Kinshasa. Das war einen Tag bevor die Regierungen Kongos und Ruandas im südafrikanischen Pretoria ein Friedensabkommen unterzeichneten, in dem sich Kongo dazu verpflichtet, seine Unterstützung ruandischer Hutu-Milizen zu beenden.

Es gilt als wahrscheinlich, dass das angebliche Auffinden Bizimungus bei einer Unita-Einheit dem Eindruck entgegentreten soll, der Ruander hätte schon früher verhaftet werden können. Der angolanische Haftbefehl gegen Bizimungu wurde erst in aller Eile am Tag der Festnahme ausgestellt. Angola, das Kabila im Kongo politisch stützt und zugleich an einer Versöhnung mit Ruanda arbeitet, hat jetzt jedenfalls den ersten konkreten Schritt zur Erfüllung des Pretoria-Abkommens getan.

DOMINIC JOHNSON

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