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Vermummte Männer

Bilder afghanischer Mädchen und deutscher Künstlerinnen: Die Ausstellung „Leben statt Krieg“ im Afghanischen Museum in der Speicherstadt

von HELENE BUBROWSKI

Der Traum nachhaltiger Demokratisierung und Liberalisierung in Afghanistan hat sich nicht erfüllt. Auch Frauenrechte werden weiterhin mit Füßen getreten. Seit der Wiedereinführung des islamischen Rechts, der Scharia, im Juni dieses Jahres beobachtet die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch eine Zunahme von Steinigungen, Vergewaltigungen und Zwangshochzeiten. „Weil fundamentalistische Kräfte wieder das Sagen im Staat haben, verschlechtert sich die Lage der Frauen zunehmend“, berichtet auch Rahel Volz von dem Verein für Frauenrechte Terre des femmes. Parallel dazu sinke das Interesse der Öffentlichkeit an den Verhältnissen seit dem Ende des Talibanregimes kontinuierlich. „Deshalb ist der Zeitpunkt der Ausstellung sinnvoll“, so Volz.

Terre des femmes zeigt, in Kooperation mit dem Verein Forum Künstlerinnen, im Afghanischen Museum derzeit die Ausstellung Leben statt Krieg. Im Mittelpunkt stehen Buntstiftzeichnungennach Pakistan geflohener afghanischer Mädchen. Dargestellt sind Erinnerungen an die Situation in ihrem Heimatland: Augen und Nasen, aus denen Blut fließt; eine ehemalige Mädchenschule, die sich in ein Talibanquartier verwandelt hat; brennende Häuser; vermummte Männer mit Gewehren und Messern; schreiende Frauen. „Gott, wir wünschen uns, dass die Schweine so schnell wie möglich das Land verlassen“, schreibt eins der Mädchen neben ihre Zeichnung von abgehackten Köpfen.

Die Bilder entstanden in einer Mädchenschule in Pakistan, die von Terre des femmes unterstützt wird. Um die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins in Deutschland wirksamer zu gestalten, wurden in den Jahren 1999 und 2000, also lange vor dem 11. September, Mädchen zwischen zehn und 13 Jahren aufgefordert, Erlebnisse aus ihrem Alltag darzustellen. Das Resultat: 300 Zeichnungen, die „so erschütternd waren, dass Terre des femmes beschloss, 26 ausgewählte Exemplare in einer Wanderausstellung deutschlandweit zu zeigen“, erklärt Volz.

Den zweiten Teil der Ausstellung haben 20 deutsche Künstlerinnen bestückt, die sich – ausgehend von den Kinderzeichnungen – mit der Unterdrückung der Frauen in Afghanistan auseinandersetzen. Ähnlich wie bei den Kindern kreisen etwa auf Lene Rose Gruners Bild mit dem Titel „...die Gedanken töten...“ Tränen, schreiende Kinder und Messer umeinander.

Die Kritik der Frauen und Mädchen ist scharf. Und ihre Bilder sind hochpolitisch. Doch das will das Afghanische Museum in Hamburg nicht wahrhaben. Dem gehe es nämlich in erster Linie darum, die „Schönheit des Landes“ zu zeigen, erklärt die Mitarbeiterin Marina Brell-Brehm. In der ehemaligen Lagerhalle der Speicherstadt lernt der Besucher, wie im traditionellen Afghanistan Wolle gefärbt, Teppiche geknüpft und Schuhe gewebt wurden. Eine Tafel mit Erklärungen über die Bukra, den traditionellen Ganzkörperschleier, ist aufgestellt.

Doch darüber hinaus „wollen wir gar nicht politisch sein“, so Brell-Brehm. Und angeblich habe sich bisher auch kaum ein Besucher darüber gewundert, dass in einem Afghanischen Museum die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse gar keine Rolle spielen. Das Theaterstück Afghaninnen, Afghanistan über den Widerstand einer dort lebenden Frau wird aus eben diesem Grund auch nicht dort gezeigt, sondern in der Ida-Ehre-Gesamtschule.

Leben statt Krieg, täglich 10–17 Uhr, Afghanisches Museum, Am Sandtorkai 32/1, bis 29.8.; Theaterstück Afghaninnen, Afghanistan, 23.8., 19 Uhr, Ida-Ehre-Gesamtschule, Lehmweg 14

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