: Wertvolle Kristalle aus dem Himalaya
Meersalz ist out, Ursalz ist in. Und für die wahren Freaks muss es sogar aus dem Himalaya kommen: wegen der Schwingungen. Auch wenn das Kilo 40 Euro kostet. Ein Streifzug um das weiße Gold
Und zum Schluss noch eine Prise Salz... Ein Pragmatiker, wer jetzt an Natriumchlorid denkt. Besser-Würzer haben das ordinäre Kochsalz schon lange aus ihren Küchen verbannt. Sie schwören auf Natursalz: unraffiniert, frisch gemahlen und ohne Trennmittel.
Lange Zeit war Meersalz der Renner in der Szene. Angereichert mit den Geschmäckern der Ozeane glaubten die Gesund-ErnährerInnen mit diesem Salz in der Suppe die geballte Kraft des Meeres in sich aufzunehmen. Doch Neptun ist krank: Tankerunglücke, Chemie-Cocktails und Algenschwemme verdarben den Fans den Appetit.
Top ist dafür jetzt „Ursalz“. Das war nämlich auch mal Meer, liegt aber schon seit Jahrtausenden tief unter der Erde. Die Gefahr von Verschmutzungen tendiert also gegen Null.
Absoluten Salz-Freaks ist das noch nicht genug. Für stolze 20 Euro das Pfund versorgen sie sich im Ökoladen mit „Himalaya-Salz“. Das wird in ganzen Brocken im Karakorum-Gebirge in Nord-Pakistan abgeschlagen und verarbeitet, alles von Hand wohlgemerkt. Nur dann nämlich, so lehrt es der Obersalz-Guru Peter Ferreira, behalte das Mineral die „positiven Energien“, die es in seinen Ionen gespeichert habe. Bis zu 84 weitere Spurenelemente – genauso viele wie im menschlichen Blut – sollen in dem Edel-Kristall enthalten sein. Chemisch nachweisbar sind etwa die Hälfte davon.
Trotzdem: Für die Gemeinde der Natursalzer sorgt das „richtige“ Salz für positive Schwingungen und zusätzliche Energie. Längst findet es nicht mehr nur beim Kochen Verwendung, sondern wird auch pur genossen. Ein Löffel Sole am Morgen, hergestellt mit frischem Quellwasser, soll bereits Wunder wirken.
Biologin und Ernährungsberaterin Eugenie Molenda, die das „Elexier der Jugend“ in Deutschland vertreibt, weiß auch warum. Das Gewicht des Himalaya-Massiv nämlich dränge die wertvollen Ionen an die Ränder der Kristallgitter. So könnten sie vom Körper einzeln aufgenommen werden und dort die Energie abliefern, die sie vor Jahrmillionen von der Sonne aufgenommen hätten.
„Volksverdummung“, sagt Raffaela Carannante von der Südsalz GmbH in Bad Reichenhall dazu. Exquisit am Konkurrenz-Produkt aus Pakistan sei allein der Name und der Preis. Die Fachfrau im Bremer Bioladen fechten derlei Einwände nicht an. „Nimm bloß kein normales Salz“, sagt sie: „Das ist nicht gut für dich.“ vvo
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen