piwik no script img

Mehr schadet nie

Oberverwaltungsgericht entscheidet: Mehr Unterricht bedeutet nicht zwangsläufig das Turbo-Abi

Das Oberverwaltungsgericht hat nichts dagegen einzuwenden, dass die neuen Fünftklässler an Hamburgs Gymnasien wöchentlich schon mal vorsorglich 30 statt 28 Stunden zur Schule gehen, damit sie das Abitur in zwölf statt bisher 13 Jahren schaffen.

Dagegen hatte die Eimsbüttler Familie Neuling geklagt. Sie beruft sich darauf, dass die Schulzeitverkürzung noch gar nicht rechtens ist: das Schulgesetz muss erst noch geändert werden, und das passiert erst im kommenden Jahr. Ihr Anwalt hatte sich auf eindeutige Aussagen der Schulbehörde berufen, die die Stundenerhöhung mit dem Turbo-Abitur erklären.

Oberverwaltungsgericht wie auch schon das Verwaltungsgericht geben der Klage jedoch keine aufschiebende Wirkung: Tochter Marleen Neuling muss daher ab sofort 30 Stunden in der Woche zur Schule gehen. In der Sache hat das OVG befunden, dass es nicht darauf ankommt, warum die Schulbehörde die Stundentafel verändert. Die Erhöhung um zwei Stunden würde keineswegs das achtstufige Gymnasium präjudizieren. Die würde nämlich auch dann Sinn machen, wenn es bei neun Jahren bliebe. Denn schließlich hätten auch Gesamtschüler in der fünften Klasse bereits 30 Stunden. Insofern sei die Stundenerhöhung nur eine Angleichung.

Die bildungspolitische Sprecherin der GAL, Christa Goetsch, kommentierte das Urteil: „Eine Lösung für die brennenden bildungspolitischen Probleme ist das nicht.“ Statt auf Akzeptanz setze Bildungssenator Rudolf Lange (FDP) weiterhin auf „Hauruck-Verfahren mit Showeffekt“. Dabei fehlten ihm nach wie vor durchdachte Konzepte sowie die Lehrer, die er für das schnelle Abi in den kommenden Jahren aus anderen Schulbereichen abziehen müsse. Goetsch wiederholt deshalb ihre Empfehlung, das Abitur nach 12 Jahren an Gymnasien und Gesamtschulen stufenweise einzuführen. SAN

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen