: Immer bis zum Äußersten
Auch Wüteriche werden älter: Werner Herzog feiert 60. Geburtstag und wird im Filmmuseum mit einer Ausstellung geehrt
Meine Güte, allein schon diese Titel! Egal, ob es sich dabei um seine Spielfilme oder um Dokumentarstreifen handelt: Sie heißen also: „Die große Ekstase des Bildschnitzers Steiner“, „Auch Zwerge haben klein angefangen“. Natürlich: „Jeder für sich und Gott gegen alle“. Da schleudert es Blitze und es grollt der Donner, aber das hat sich Werner Herzog nicht nur als cleveres Werbekonzept ausgedacht. Nein, der Regisseur meint das alles schon so. Wenn bei der Vatergeneration des einst jungen deutschen Films Volker Schlöndorff der literarische Typ ist und Wim Wenders der streunende Grübler (und spätere Sinnsucher), dann gibt Herzog den stolzen Wüterich. Mächtig mit seinen Filmen aufstampfend, wuchtig das Leinwandgeschehen vor die Augen knallend. Immer dem Drang zu Grenzsituationen nachgebend.
Wer Werner Herzog sagt, meint dabei meist gleich Klaus Kinski mit, der dem Regisseur zum Dank, dass er ihn aus der künstlerischen Belanglosigkeit seiner Nach-Wallace-Zeiten errettete, dem Furor und der Besessenheit erst das passende Gesicht gab. Diese Bilder haben sich im kinematografischen Gdächtnis festgefressen. Kinski als die monströse Führerfigur in „Aguirre, der Zorn Gottes“, Kinski, der übergeschnappte Abenteurer in „Cobra Verde“. Von Herzog inmitten der widerspenstigen Natur inszeniert. Für „Fitzcarraldo“ ließ der von den armen Statisten gleich ein komplettes Dampfschiff über einen Berg ziehen, ohne irgendwelche Tricks. Weil nur das Echte wirklich echt wirkt. Das Lob des Größenwahns.
Am 5. September feiert Werner Herzog seinen 60. Geburtstag. Anlass für eine umfangreiche Ausstellung im Filmmuseum Berlin, bei der neben Herzogs Filmarbeiten auch seine Operninszenierungen wie „Lohengrin“ in Bayreuth präsentiert werden. Begleitend dazu gibt’s eine Filmreihe im Kino Arsenal mit einem repräsentativen Querschnitt durch Herzogs Werk.
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