vorlauf konzert Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Die Spatzen pfeifen’s von den Dächern, allerorten brüllt es aus den Feuilletons. Das neue Ding ist Tuschtrara: Punk. No Future revisited, bei der Gegenwart angekommen? Wie auch immer. In Berlin gönnt sich das Etikett gern noch den Vorsatz „Elektro“. Elektro-Punk. Was halt ein Streichkäseeckchen zeitgenössischer klingt und dabei trotzdem ungeniert den alten Hut aufhat. Aber, meine Güte, am Zuschnitt eines T-Shirts wird ja auch nicht mehr modisch herumgeschneidert, das hat seine Form für die Ewigkeit gefunden. Außerdem gibt‘s abseits des Hype ja die beständige Basisarbeit, die Aktualität einfach herstellt, was heute Abend beim Kitty-Yo-Schaufenster im ColumbiaFritz (20.30 Uhr) beguckt werden kann: mit dem launigen Gonzales, dem launigen Jeans Team, Taylor Savvy zart-traurig und dem Libertinage-Pop von Peaches. Mit der richtigen Form von Bewusstseinsspaltung ließe sich dann am Mittwoch ganz prima Musik für die Gegenwart zusammensetzen, schon geschichtsgesättigt und die notwendige Portion „alter Sack“ geschickt gegen die Zukunftsgewissheit gesetzt. Wenn man es nur schaffen würde, seinen Körper an drei Orten gleichzeitig abzustellen, um in der Passionskirche (20 Uhr) den Segen des sehnsuchtsvollen Lederstiefelrocks mit Country-Verpflichtung von 16 Horsepower entgegenzunehmen und sich mit dem anderen Ohr einfach an der instrumentalen Schönheit von Contriva im Bastard (21 Uhr) zu erfreuen. Mit Elektronik-Anschluss, aber ohne Punk. Denn eigentlich hat Contrivas sacht derangierter Wohlklang mehr mit den Vorarbeiten von – doch, ja – der Surfmusik zu schaffen: und da kommt am Mittwoch der Godfather persönlich, Dick Dale, ins Wild At Heart (22 Uhr). Gitarren zu Surfbrettern. Auf ewig der Twang.