piwik no script img

Pfahls wird Präzedenzfall

Landgericht Augsburg lässt erstmals eine Anklage gegen Untergetauchten zu. Verjährungsfrist damit verlängert

MÜNCHEN taz ■ Die Zielfahnder des Bundeskriminalamts haben weitere fünf Jahre Zeit gewonnen, um den untergetauchten Ex-Verteidigungsstaatssekretär Holger Pfahls zu fassen. Bislang drohten die ihm vorgeworfene Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung unbestraft zu verjähren. Um dies zu verhindern, schuf das Landgericht Augsburg gestern einen Präzedenzfall. Es ließ erstmals eine Anklage gegen jemanden zu, der spurlos verschwunden ist. Dadurch verlängert sich die Verjährungsfrist im Fall Pfahls um fünf Jahre.

Der einstige CSU-Politiker ließ sich laut Anklage Anfang der Neunzigerjahre als beamteter Staatssekretär von Waffenlobbyist Karlheinz Schreiber mit knapp zwei Millionen Euro bestechen. Dafür soll er Saudi-Arabien während des Golfkrieges 36 Bundeswehr-Spürpanzer bereitgestellt haben.

Normalerweise lassen Gerichte eine Anklage nur zu, wenn sie dem Beschuldigten zugestellt werden kann. Der Vorsitzende Richter des Landgerichts, Maximilian Hofmeister, sagte der taz, bei Pfahls habe man eine Ausnahme gemacht, damit er durch seine Flucht nicht besser gestellt werde. Mit Pfahls fahndet das BKA erstmals nach einem Exmitglied der Bundesregierung.

OLIVER HINZ

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen