Mit der Kettensäge

Haushaltsentwurf der Kulturbehörde für 2003 sieht keine Mittel mehr für das Frauenmusikzentrum vor

Dem Hamburger Frauenmusikzentrum (fm:z) werden im nächsten Jahr rund zwei Drittel seiner Mittel fehlen. In ihrem Haushaltsentwurf 2003 sieht die Kulturbehörde für das Projekt mit Sitz in Ottensen keine öffentlichen Mittel mehr vor. „Wir hoffen, dass wir wenigstens das Haus durch Mitglieds- und Förderbeiträge halten können“, sagte Steph Klinkenborg, Pressesprecherin des fm:z, gestern. Das Zentrum stellt seit 15 Jahren unter anderem Übungs- und Unterrichtsrräume für Musikerinnen zur Verfügung und richtete 2001 zum vierten Mal das espressiva-Symposion aus, wichtige Networking-Institution für mit Popmusik befasste Frauen aus ganz Europa.

Mit der Einbuße städtischer Zuwendungen droht dem fm:z auch der Verlust von Mitteln aus der Bundeskulturförderung. Denn diese sind ausdrücklich an eine flankierende regionale Förderung gebunden. „Gerade erst haben wir zusammen mit sechs Einrichtungen aus anderen Städten das Projekt sistaz auf den Weg gebracht. Jetzt wissen wir als Initiatorinnen nicht mal, ob wir uns überhaupt noch beteiligen können“, so Klinkenborg. Das Projekt sieht ein bundesweites Coaching von Mädchenbands vor und soll 2003 offiziell starten.

Die vorgesehenen Streichung wurde gestern durch die Kulturbehörde bekannt gegeben. Bereits am Dienstag war es im Kulturausschuss zu Verstimmungen gekommen, weil der Haushaltsentwurf nicht, wie bereits zwei Monate zuvor angekündigt, von Kultursenatorin Dana Horáková zur Beratung vorgelegt wurde.

Ausschussvorsitzender Wilfried Maier (GAL) mutmaßte am Donnerstag, der Senat habe in letzter Minute noch Änderungen vorgenommen und es könne nun „mehrere kulturelle Einrichtungen in Hamburg hart und unvermutet treffen“. Wie recht er damit hatte – trotz umgehender Dementis aus der Kulturbehörde – zeigt sich zuerst am Kahlschlag für das fm:z. Ähnlich der Argumentation, mit der Schwarz-Schill frauen- und mädchenspezifischen Sozialprojekten in den vergangenen Monaten systematisch die Mittel entzogen hat (siehe auch S.22), äußerte sich Horáková gestern: „Ich glaube, dass die Zeit vorbei ist, in der spezifische weibliche Förderung benötigt wurde“, und drohte zugleich eine Streichung gesonderter Projektförderung von Frauen überhaupt an. Das fm:z will sich noch nicht geschlagen geben und setzt nun zunächst auf noch ausstehende Beratungen im Kulturausschuss. Christiane Müller-Lobeck