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Geschäfte in der Grauzone

Kiffen ist verboten, aber die Zubehörindustrie boomt nach wie vor. Angeblichtausende Arbeitsplätze in Deutschland – aber keiner traut es sich zu sagen

BERLIN taz ■ An diesem Wochenende werden wieder tausende auf der Hanfparade durch Berlin tanzen und demonstrieren. Dabei geht es nicht nur darum, für Hanf als nachwachsenden Rohstoff zu werben, sondern vielmehr um die Forderung, Cannabis als weiche Droge zu legalisieren. Während noch über eine Liberalisierung der Drogenpolitik gestritten wird, hat sich im Schatten der illegalen Substanz eine Branche entwickelt, die große Teile ihres Gewinns aus einer immer populärer werdenden gesellschaftlichen Erscheinung bezieht: dem Kiffen.

Hier ist nicht von Dealern die Rede, sondern von den Herstellern und den Verkaufsstellen von Raucherzubehör (Paraphernalia). 3,5 Millionen Cannabiskonsumenten in Deutschland wollen versorgt sein und können auf eine breite Palette von Kifferutensilien zurückgreifen. Von der ein Meter fünfzig langen Wasserpfeife bis zum filigranen Jointpapier, die Wirtschaft hat längst auf die Nachfrage reagiert und stellt so ziemlich alles her, was der kiffende Normalbürger für seinen Rausch benötigt.

Dabei befindet sich die Wachstumsbranche in einer permanenten Grauzone, denn die explizite Ausschilderung der Produkte als Kifferzubehör ist nach deutschem Gesetz verboten. So ist es nicht verwunderlich, wenn die Firma OCB als einer der Marktführer bei der Herstellung von Zigarettenpapier versucht, nicht mit dem Konsum von Marihuana in Verbindung gebracht zu werden. „Wir stellen uns einfach auf die Kunden ein“, so der Geschäftsführer des deutschen Vertriebs Leonhard Hahnen. Den hohen Absatz von langen Zigarettenblättchen, der laut eigenen Aussagen 50 Prozent des Umsatzes in Deutschland ausmacht, erklärt sich Hahnen mit den veränderten „Rauchgewohnheiten“ der Bevölkerung – „mit Hasch hat das absolut nichts zu tun“. Dabei ist es offensichtlich, wofür die zehn Zentimeter langen Zigarettenpapiere benutzt werden, die seit knapp zwanzig Jahren in Deutschland verkauft werden.

Auch der Wasserpfeifenhersteller Roor hat sich eine neutrale Unternehmenskommunikation zurechtgelegt, um nicht ins Fahrwasser der Illegalität zu geraten. „Wir reden von mildem Rauch und gutem Durchzug, um was es sich dabei handelt, wird gar nicht angeschnitten“, so Ulrike Sabel, eine von zehn Beschäftigten des Frankenthaler Unternehmens. Nicht nur hier in der Pfalz floriert das Geschäft. Bundesweit hängen mehrere tausend legale Arbeitsplätze direkt mit dem Konsum von Cannabis zusammen. Genaue Zahlen zu Umsatz oder gar Gewinn will jedoch niemand nennen.

Die junge Branche, die seit Anfang der Neunzigerjahre boomt, profitiert von einer höheren Akzeptanz der Hanfpflanze im Allgemeinen sowie einer zweideutigen Rechtsprechung. Ob allerdings durch eine Legalisierung von Haschisch und Marihuana Arbeitsplätze geschaffen würden, ist fraglich. Persönlich befürwortet Ulrike Sabel die Legalisierung, positive Auswirkungen auf den Umsatz ihrer Firma erhofft sie sich nicht. Die flächendeckende Verfügbarkeit des Kifferzubehörs, nicht nur in den mehr als 500 Fachgeschäften, den so genannten Headshops, sondern auch im Internet, sowie Jointpapier an praktisch jeder Tankstelle und jedem Tabakladen zeigt: Die Nachfrage hat sich einen eigenen Weg gebahnt. Politik samt Strafverfolgung hängt der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung hinterher. Das kritisiert auch Ulrike Sabel: „Das Schlimmste an der Sache ist die Verlogenheit.“

LUKAS-CHRISTIAN FISCHER MARKUS REUTER

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