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Von Kreiseln, Inseln und vier Spuren

Der Senatsbaudirektor Uwe Bodemann wünscht sich ein Vorzeigeprojekt im Rembertiviertel und einen Schub für die Hafenreviere. Aus der Ruhe bringen lässt sich der Amtsneuling weder vom Untersuchungsauschuss Bau noch von den Büro-Leerständen in der Innenstadt.

Seit April ist er erst im Amt: Uwe Bodemann ist Senatsbaudirektor und für fünf Jahre maßgeblich an Entscheidungen in Sachen Verkehrs- und Regionalplanung sowie Stadtentwicklung beteiligt. Die taz führte ein Interview zu diversen städtebaulichen Projekten, die schon, noch nicht oder vielleicht nie mehr angegangen werden.

Wir sitzen hier im Siemenshochaus, einem der Objekte um die sich der Untersuchungsausschuss Bau dreht. Was immer der Ausschuss im Detail zutage fördert: Hier hat sich eine despektierliche Nähe zwischen Politik, Verwaltungsspitzen und Bauwirtschaft etabliert. Die Opposition fordert vor allem Ausschreibungen und transparente Verfahren. Ist das der Weg?

Ich schätze transparente Verfahren, so dass auch Menschen von außerhalb wissen, was hier passiert. In meinen ersten Monaten hier habe ich das aber auch so erlebt. Ausschreibungen sind generell wichtig und erforderlich, aber es muss im Einzelfall auch ohne gehen, wenn zum Beispiel für ein schwer vermarktbares Grundstück ein Investor mit einem überzeugenden Konzept kommt. Dann muss die Stadt frei sein, ein Grundstück herzugeben, ohne vorher im Detail zu prüfen, was der Markt hergibt.

Zur Zeit ist ein wichtiges Verfahren in vollem Gange: das für die weitere Teerhofbebauung. Wie ist der Stand?

Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen, aber wir haben dieser Tage unsere Stellungnahme zu den sechs eingereichten Entwürfen abgegeben. Ich denke, dass man da im Herbst zu einer Entscheidung kommt.

Auch die Hafenflächen sind ein Dauerbrenner: Anfang der Woche haben Sie sich mit der SPD-Fraktion getroffen, um über die Überseestadt in den alten Hafenrevieren im Bremer Westen zu sprechen. Wie konkret sind die Überlegungen?

Es geht um die so genannte Fläche 12, also die Grundstücke hinter dem Großmarkt. Da gibt es jetzt eine Investorengruppe, die sich dafür interessiert. Es soll um hochwertige Nutzungen wie Büros und Dienstleistungen, aber auch Wohnungen gehen.

Genau dort kann man sehen, wie stark der Konflikt noch immer ist zwischen der gewerblichen Nutzung und dem, was da eigentlich hin soll: nämlich bewohnbare Stadt. Man muss am Großmarkt vorbei, an Kühlhäusern mit Schlangen von LKW. Die dahinter liegenden Holzhändler verhindern, dass eine Brücke auf die Halbinsel führt...

Wir können uns die Welt nicht neu backen, sondern müssen damit umgehen, dass die Unternehmer Bestandsschutz haben. Aber dennoch geht im alten Hafen viel. Wir arbeiten an einem Masterplan, von dem wir hoffen, dass er Ende des Jahres vorliegt. Die Überseestadt GmbH, eine Tochter der Bremer Investitionsgesellschaft BIG, ist da dran, und auch ich bin involviert. Wir brauchen ein Profil für dieses Gebiet, mit dem man die Investoren begeistern kann. Die Lösung die sich anbietet ist ein gestuftes Nutzungskonzept: empfindliche Nutzungen nach Süden zur Wasserkante und nach Norden die unempfindlicheren, gewerblichen Nutzungen.

Ein anderes Projekt ist dagegen im Stillstand: Der Bahnhofsvorplatz. Soll neu ausgeschrieben werden?

Ich halte nichts davon, jetzt eine neue Ausschreibung machen, das wäre schon die Dritte. Die Stadt sollte sich die Ruhe gönnen, um zu überlegen, wie es weitergeht.

Der Büropark in Oberneuland hat negative Schlagzeilen gemacht, weil er längst nicht so nachgefragt wird, wie vermutet. Schlagen Sie nun eine alternative Nutzung vor?

Ich würde jetzt keine anderen Pläne dort verwirklichen. Dieser Standort wird am Büromarkt seine Bedeutung bekommen. Man muss ihn besser erschließen für öffentliche Verkehre.

Die Lage auf dem Büromarkt ist nicht rosig. 80.000 Quadratmeter stehen leer, viele davon in der Innenstadt. Die Prognosen sind ebenfalls düster. Hat sich der Senat mit seinen Wachstumswünschen verschätzt? Und müsste man nicht das Büroflächenwachstum an den Rändern der Stadt ausbremsen und sich zunächst mal um die Innenstadt kümmern?

Wir haben in der Innenstadt einen hohen Altbestand, der den Ansprüchen an moderne Büros nicht mehr standhält. Das ist also kein Hinweis, dass man auf Neubau verzichten sollte. Die klassischen Büroflächen sind ja auch nicht am Stadtrand, sondern am Flughafen, an der Universität und eben in der Innenstadt. Oberneuland ist eine Ausnahme.

Stichwort öffentliche Stadtentwicklung. Zum Rückbau des Rembertikreisels hat sich ein Gestaltungbeirat geründet, in dem Anwohner, Parlamentarier und Vertreter ökonomischer Interessen zusammengesessen haben. Ist das eine gute Form?

Ich glaube, dass es gut ist, solche Prozesse zu organisieren, weil man auch die Postionen der gegnerischen Seite kennenlernt und um Verständnis wirbt. Am Ende gibt es einen Kompromiss heraus, einen kleinsten gemeinsamen Nenner. Bislang war die Diskussion zu verkehrsdominiert.

Die CDU will dort eine vierspurige Straße, die Anwohner wollen eine zweispurige, die dem Maßstab des Quartiers entspricht. Sind sie ein Vertrteter des kleinsten gemeinsamen Nenners oder könnten sie sich als Senatsbaudirektor auch eine dezidierte Position leisten?

Bezogen auf den Rembertikreisel kann ich die Notwendigkeit nicht erkennen. Es geht mir darum, an Lösungen zu arbeiten, die machbar sind und unter denen sich viele Leute wiederfinden. Dass ich mich dort nochmal reinhängen sollte und die Vierspurigkeit der Straße anzweifeln könnte, das halte ich für absurd.

Sie haben sich in einem früheren Gespräch für eine parzellierte Bebauung ausgesprochen, für die Selberbauer mitten in der Stadt. Könnte das Rembertiviertel dafür ein Vorzeigeprojekt werden?

Ja! Wir haben hier in Bremen fast 50 Prozent Ein-Personen-Haushalte, und eine riesige Zahl Zwei-Personen-Haushalte. Die wollen nicht alle an den Stadtrand. Für diese oft jungen Menschen ist das Viertel am Rande des Ostertors genau richtig. Wo sie ihre Vorstellungen verwirklichen können, aber auch die ökonomischen Vorteile des Bauens nutzen können.

Letztes Thema: Radio Bremen im Faulenquartier. Ist das eine Chance für den abgehängten Westteil der City?

Ich glaube ja. In mehrerlei Hinsicht: Radio Bremen würde das Viertel aufwerten und es wäre ein guter Trittstein für die Entwicklung der Innenstadt in Richtung Westen und in die Hafenvorstadt. Wir wollen ja den Wallstraßenzug in die Hafengebiete hineinführen. Am Beginn würde Radio Bremen stehen. Ich glaube und hoffe, dass Radio Bremen weitere Medienunternehmen dorthin ziehen könnte. Das Quartier hat aufgrund seiner zerklüfteten Struktur beste Voraussetzungen für Gebäude unterschiedlicher Größen. Das kommt dem Darstellungsbedürfnis der Medienleute entgegen. Interview: Elke Heyduck

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