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Terrorabsicht dementiert

Britische und US-Medien: Der in Schweden festgenommene Waffenschmuggler wollte Flugzeug in eine europäische US-Botschaft lenken. Stockholm weiß von nichts

STOCKHOLM taz ■ Heftige Verwirrung und widersprüchliche Aussagen gibt es um den am Donnerstag im schwedischen Västerås festgenommenen Chatty S., bei dem beim Sicherheitscheck am Flughafen eine versteckte Pistole gefunden worden war. Die Nachrichtenagentur Reuters will aus britischen Sicherheitskreisen wissen, dass der 29-jährige Schwede tunesischer Herkunft ein Flugzeug entführen wollte und geplant hatte, dieses auf eine US-Botschaft irgendwo in Europa stürzen zu lassen. Der schwedische Verfassungsschutz (Säpo) bezeichnet diese Meldung dagegen als „haltlose Spekulation“, sie sei „schlicht falsch“.

Bei der Routinekontrolle für einen Ryanair-Flug nach Birmingham war eine Pistole im Reisenecessaire des Mannes gefunden worden. Er hat offenbar zugegeben, dass er diese Pistole in das Flugzeug schmuggeln wollte, wofür er aber nach Angaben seines Verteidigers „der Polizei einen guten Grund genannt“ habe. Fest steht auch, dass er vor einigen Jahren in den USA Flugstunden genommen hat. Unklar ist aber, ob er eine Flugausbildung auch abgeschlossen hat.

Nach Angaben der Säpo-Sprecherin Margareta Linderoth ist der festgenommene Mann wegen Diebstahls und Körperverletzung vorbestraft, es seien aber keine Verbindungen zu einer extremen oder terroristischen muslimischen Gruppe bekannt.

Chatty S. hat eine Boxerkarriere hinter sich und wirkte vor einigen Jahren als Schauspieler in einem in Schweden erfolgreichen Film mit. Die Boulevardzeitung Expressen will wissen, dass er in den letzten Jahren ein „strenggläubiger Muslim“ geworden sei, der davon gesprochen habe, für den Islam zu kämpfen. Andere Zeitungen, die Personen aus seinem Umfeld befragten, haben solche Informationen nicht erhalten.

Am heutigen Montag soll der Mann dem Haftrichter vorgeführt werden, der über ein Fortdauern der Untersuchungshaft zu entscheiden hat. Wie in Schweden üblich, ist nach den Worten des Polizeisprechers Ulf Palm damit zu rechnen, dass dann binnen zwei Wochen eine Anklageschrift der Staatsanwaltschaft vorliegen wird.

Während Reuter sowie die Fernsehsender CNN und Skynews behaupten, sowohl britische als auch US-Sicherheitsexperten seien nach Schweden gekommen, um die dortigen Behörden zu unterstützen, wird dies von der Säpo als „vollkommen falsch“ zurückgewiesen. Die Ermittlungen würden von der Staatsanwaltschaft in Västerås geführt, die Säpo unterstütze diese Behörde, habe aber keinerlei Unterstützung aus dem Ausland angefordert und halte diese auch nicht für erforderlich. Auch wird bestritten, dass nach weiteren Verdächtigen gesucht werde.

Die Agentur Reuters vermutet, Stockholm habe die Säpo wegen der in zwei Wochen anstehenden Wahlen angewiesen, die Sache herunterzuspielen. Das wird bestritten. Die Festnahme habe bewiesen, dass die Sicherheit selbst an Schwedens Provinzflugplätzen vorbildlich funktioniere.

Die schwedischen Medien zitieren am Sonntag Polizeikreise, die die kolportierten Terrorismustheorien schon deshalb für unsinnig halten, da es praktisch undurchführbar sei, ein Passagierflugzeug auf ein so kleines und schwer auffindbares Ziel wie ein US-Botschaftsgebäude in einer europäischen Hauptstadt zu lenken. REINHARD WOLFF

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