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Plutonium retour

Schiff mit Atombrennelementen, deren Annahme Japan im Jahr 2001 verweigerte, wird in Kürze in Großbritannien zurückerwartet

aus Dublin RALF SOTSCHECK

Grund zur Sorge bestehe nicht, sagt Paul Vallance, Sprecher für British Nuclear Fuels (BNFL), der Betreiberin von Sellafield und sechs weiterer Atomanlagen. „Die Transportmethode ist absolut sicher“, fügte er hinzu. Es geht um die „Pacific Pintail“, die aus Japan unterwegs ist und in den nächsten Wochen die Irische See nach Sellafield hinauffahren wird. Sie hat eine gefährliche Ladung an Bord: Mischoxid-Brennstäbe (MOX) aus Plutonium und Uran, die 2001 von den japanischen Kunden nicht angenommen wurden.

Die Japaner hatten allen Grund, die Lieferung zurückzuweisen. In einem Bericht des britischen Atomanlageninspektorats wurden BNFL voriges Jahr „systematische Managementfehler“ und Dokumentenfälschung vorgeworfen. Darüber hinaus ist bekannt geworden, dass BNFL den Sicherheitstest der MOX-Körner, mit denen die Brennstäbe gefüllt werden, unterlaufen hat, um den Ausschuss möglichst niedrig zu halten.

Das hatte auch Folgen für die MOX-Wiederaufarbeitungsanlage, die ihre Arbeit erst im vergangenen Dezember aufnahm. Die irische Regierung hatte gegen die Inbetriebnahme geklagt, war jedoch vor dem Internationalen Seegerichtshof in Hamburg gescheitert. Die UN-Richter beauftragten die britische Regierung, eine Liste von Maßnahmen vorzulegen, durch die eine Verseuchung der Irischen See verhindert werden soll.

Um profitabel zu sein, benötigt BNFL für seine MOX-Anlage Aufträge aus Japan, doch die wurden storniert, nachdem BNFL versucht hatte, die japanischen Unternehmen hinters Licht zu führen. BNFL hatte darauf gehofft, dass die neue Anlage allein durch Aufträge aus Deutschland und Japan zu 50 Prozent ausgelastet sein würde. Nach europäischem Recht muss eine Atomanlage wenigstens profitabel sein, wenn sie schon die Umwelt radioaktiv verseucht. Die britische Regierung hatte der MOX-Anlage mit einem Trick eine rosige Zukunft ausgemalt: Sie ließ die Baukosten in Höhe von 470 Millionen Pfund in der Wirtschaftlichkeitsrechnung einfach weg. Zwar räumte man ein, dass die Baukosten prinzipiell berücksichtigt werden müssen, in diesem Fall jedoch ignoriert werden können, weil das Geld ja schon ausgegeben sei.

Wo sich die „Pacific Pintail“ zur Zeit befindet, hält BNFL genauso geheim wie das Datum der Ankunft in Sellafield. „Aus Sicherheitsgründen geben wir solche Informationen nie heraus“, sagt Vallance. „Es gibt so viel Opposition gegen den Transport, dass sie keine weiteren Demonstrationen riskieren wollen“, sagt Nuala Ahern, die Europaabgeordnete der irischen Grünen

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