WIR BRAUCHEN EINE PFLICHTVERSICHERUNG GEGEN ELEMENTARSCHÄDEN: Vorbild Ökosteuer
Kaum ist die katastrophale Flut entlang der Mulde und der Elbe zurückgegangen, beginnt der Streit über den Ausgleich der Milliardenschäden. Es zeigt sich, dass staatliche Ad-hoc-Hilfen und Privatspenden nicht die besten Mittel zur Schadensregulierung sind. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) schlägt daher eine gesetzliche Pflichtversicherung gegen Elementarschäden vor.
Die Versicherung würde natürlich erst künftig wirken; wenn sie Schäden planmäßig reguliert, entfallen die Probleme beim Verteilen von Spenden und staatlichen Hilfen. Wichtiger wären aber ihre langfristigen Wirkungen. Wie die Ökosteuer soll die Versicherung das Verhalten der Menschen ändern. Denn die hohen Prämien, die in risikoreichen Gegenden – etwa an Flussläufen – zu zahlen wären, gäben einen Anreiz, durch „präventive Maßnahmen“ das Risiko und damit die Prämie zu senken. Denn ob Naturereignisse katastrophal wirken, hängt auch davon ab, wie und wo man baut.
Hohe Prämien für eine Elementarschaden-Versicherung würden viele Neubauten in flutgefährdeten Gebieten verhindern. Bei Altbauten könnten Eingänge und Elektrikanschlüsse höher gelegt werden. Wenn Millionen Haus- und Betriebsbesitzer hohe Prämien für eine Elementarschaden-Police zahlten, würde der politische Druck zunehmen, Flüssen wieder Raum zu geben und eine effektive Klimaschutzpolitik zu betreiben. Die Kosten der Versicherung würden die volkswirtschaftlichen Risiken der Elementarereignisse zeigen.
Weder die Versicherungsgesellschaften noch die potenziell Versicherten wird der Vorschlag zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Aber das heißt nicht, dass er schlecht ist. Auch die Ökosteuer musste – und muss weiterhin – gegen die kurzfristigen Interessen von Verbraucher und Industrie durchgesetzt werden. GERT G. WAGNER
Der Autor ist Forschungsdirektor am DIW Berlin.
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