piwik no script img

Vorwurf: Antrag auf Kostenerstattung

UA Rechnungsprüfungsamt: Knebelvertrag war eine Drohung. Vorhaltungen gegen Mattern werden dünner

Gestern gab es im Untersuchungsausschuss „Rechnungsprüfungsamt“ zwei kleine Überraschungen:

Der Referatsleiter beim Senator für Finanzen, Joachim Kahnert, sagte aus, dass es sich bei dem umstrittenen Knebelvertragsentwurf um eine Drohung gegen den Rechnungsprüfungsamtsleiter Rainer Mattern gehandelt habe. Und der Amtsgerichtspräsident Bremerhaven, Uwe Lissau, äußerte zu einem Disziplinarverfahren gegen Mattern, dass es nichtig geworden sein könnte. Der Vorwurf, Mattern habe Akten für private Zwecke angefordert, sei möglicherweise verjährt: Drei Jahre lang sei nur vorermittelt worden.

Stadtverordnetenvorsteher Artur Beneken überzeugte gestern kaum: Er hatte Rainer Mattern vorgeworfen, einen „unrechtmäßigen“ Antrag auf Erstattung von Telefonkosten gestellt zu haben, die dem Amtsleiter während eines Kuraufenthalts entstanden waren. Beneken begründete seine Ablehnung, es sei nach Beamtenrecht Matterns Pflicht, möglichst schnell wieder gesund zu werden, statt zu arbeiten, in diesem Fall mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Paul Bödeker zu telefonieren. Deshalb sei Matterns Antrag ein Dienstvergehen. Ergo forderte er OB Jörg Schulz auf, den Vorwurf in ein Disziplinarverfahren mit einzubeziehen. Der U-Ausschussvorsitzende Thomas Röwekamp (CDU) wunderte sich, ob dann nicht jeder abgelehnte Antrag ein Dienstvergehen sei.

Ob Mattern unrechtmäßig Akten bei sich zu Hause gelagert hat, bleibt strittig: Beneken war der Ansicht, Prüfunterlagen hätten im Amt zu liegen. Der ebenfalls geladene Paul Bödeker sagte dagegen, Fraktionsakten seien „sehr sensibel“. Die Prüfung fand deshalb bei der CDU statt. Bödeker wollte dem SPD-Mann Beneken keine Einsicht gewähren und habe deshalb Mattern gebeten, seine Kopien nicht im Amt aufzubewahren. ube

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen