: Die Pflanzen-Penne
Lernen mit allen Sinnen zwischen Zierpfeffer, Buntnesseln und Kakteen: Der Botanische Garten Klein Flottbek bietet jetzt ein „Grünes Klassenzimmer“
von BIRTE GOLDT
Seinen Namen sieht man dem Projekt an. Auf dem Dach des neuen Pavillons wuchert Gras. Innen gedeihen Zierpfeffer und Buntnesseln: Gestern wurde im Botanischen Garten Klein Flottbeks Hamburgs „Grünes Klassenzimmer“ eröffnet.
Es ist Teil der „Grünen Schule“, eines pädagogischen Projektes, das sich an Hamburgs SchülerInnen und LehrerInnen richtet. Damit sollen die Beobachtungs- und Erforschungsmöglichkeiten in dem Garten besser genutzt werden. Träger sind das Institut für Allgemeine Botanik der Universität und der Botanische Garten in Zusammenarbeit unter anderem mit der Behörde für Bildung und Sport und dem „Förderverein Schulbiologie“.
Die Schule will nicht nur „alle Sinne einbeziehen“ – also die Kinder riechen, schmecken und fühlen lassen. Sie möchte auch „gesellschaftsrelevante Fragen aus biologischer Sicht thematisieren“. Universitätspräsident Jürgen Lüthje schlug denn bei der Einweihung gestern auch einen Bogen von der Pädagogik zu aktuellen Ereignissen: Die Grüne Schule, die „Kindern und Jugendlichen die Natur nahe bringen“ wolle, biete auch die Chance, „zu erkennen, dass die Flutkatastrophe hätte vermieden werden können“.
Bereits seit 1821 besteht die Grüne Schule in Hamburg, auch unter dem Namen Schulgarten bekannt. Zunächst war sie bei dem alten Institut für Botanik in Planten un Blomen angesiedelt. 1979 wurde der neue Garten in Klein Flottbek eingeweiht und 1982 vom Institut bezogen. Seit Ende 1999 leitet Gartenpädagoge Bernd Mlody das Projekt – bisher noch als AB-Maßnahme, aber ab dem 1. Dezember dieses Jahres soll er fest von der Schulbehörde angestellt werden. Die Hälfte seiner Stelle steht dann der Grünen Schule zur Verfügung, die außerdem noch Teile der Arbeitszeit von zwei GärtnerInnen in Anspruch nehmen darf.
Mlody kümmert sich um die Erkundungsgänge (siehe Kasten), Lehreraus- und -fortbildung und um das Pflanzen-Abholprogramm für Schulen. Bei der Eröffnung schreibt er auf eine Tafel die Vorteile des neuen Klassenzimmers: Wetterschutz, Mikroskopieren, Ruhe. „Man kann ganz andere Sachen machen mit dem Haus“, erklärt Mlody.
Der Innenraum des Hauses hat 84 Quadratmeter Nutzfläche und einen kleinen Material- und Geräteraum. Neben der typischen Klasseneinrichtung für bis zu 30 SchülerInnen stehen dort Tische mit beschilderten Pflanzen wie eben der Zierpfeffer, “Insektivoren“ (Fleischfresser) oder „Sukkulenten“ (Kakteen).
Vor dem sechseckigen Pavillon befinden sich mehrere Beete. Zwei von ihnen werden seit dem Frühjahr von den Altonaer Kindergärten Zeiseweg und Mennonitenstraße gepflegt, auch gestern waren sie bei Kartoffel- und Zucchiniernte dabei. „Die Kinder finden das ganz gut, hier ein bisschen zu gucken, was gewachsen ist“, erzählt Erzieherin Sabine Kissel vom Zeiseweg. Dass sich Kitas – und nicht Schulen – um die Beete der Grünen Schule kümmern, begründet Mlody damit, dass diese „sich gleich gemeldet haben“.
Auch Mlody hat sein Beet vor dem Grünen Klassenzimmer, das scheinbar voller „Unkraut“ ist, doch „das sind viele Sachen, die bewusst da stehen, aber das sieht man nicht“. So zum Beispiel der Barthafer aus Griechenland, den Mlody bei der Menschenansammlung zur Eröffnung besonders im Blick hatte, – damit kein unkundiger Fotograf ihn zertritt.
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