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Ein Bankprüfer packt aus

Banken-Untersuchungsausschuss kommt voran: Wirtschaftsprüfer Achim Walther warnte die Verantwortlichen schon 1997 vor Risiken bei der Immobilientochter der Bankgesellschaft. Vergeblich

von RICHARD ROTHER

Ein Wirtschaftsprüfer packt aus: In ungewöhnlich offener und umfassender Form hat Achim Walther vor dem Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des Bankenskandals über die Vorgänge bei der Immobilientochter der Bankgesellschaft IBG berichtet. Er halte dies für seine „staatsbürgerliche Pflicht“, so Walther. Der Prüfer verstieß mit seinen Aussagen möglicherweise aber gegen eine ihm auferlegte Schweigepflicht.

Mit seinen Aussagen fügte Walther ein zum großen Teil bekanntes Puzzle zusammen, das den Kern des Bankenskandals zeigt. Anfang 1997 hat Walther nach eigenen Angaben auf Betreiben des damaligen stellvertretenden IBG-Aufsichtsratschefs Ulf Decken den Auftrag zu einer Sonderprüfung der Immobilienfondsgeschäfte erhalten. Solche Immobilienfondsgeschäfte haben wesentlich zur Schieflage der landeseigenen Bank beigetragen. Um die Pleite der mehrheitlich landeseigenen Bank zu verhindern, beschloss das Abgeordnetenhaus im April die Übernahme dieser Immobilienrisiken in Höhe von bis zu 21,6 Milliarden Euro. Der Landeshaushalt wird deshalb bereits im nächsten Jahr mit 300 Millionen Euro belastet. Dass er in „solch schrecklicher Weise Recht behalten sollte“, habe er damals nicht sehen können, sagte Walther.

Nach der dreimonatigen Prüfung war er allerdings zu dem Schluss gekommen, dass es bei den von der Landesbank Berlin (LBB) beworbenen Fonds zwei erhebliche Probleme geben könnte: zum einen die steuerliche Bewertung der Fonds, zum anderen die weit über dem Marktüblichen liegenden Garantien.

So wurden den Anlegern steigende Mieteinnahmen für 25 bis 30 Jahre garantiert. Walther: „Ein privater Anbieter solcher Fonds wäre am Markt ausgelacht worden.“ Nur weil die Bonität der Landesbank dahinter stand, habe die Bankgesellschaft innerhalb kürzester Zeit zum Marktführer in diesem Geschäft aufsteigen können. Er habe seine Bedenken auf einer IBG-Sitzung am 2. Oktober 1997 geäußert, daraufhin wurde ihm der Auftrag entzogen. Die Bilanzprüfung übernahm dann die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO. Diese habe aber nicht uneingeschränkt testieren dürfen, so Walther.

Brisanz erhalten die Warnungen Walthers vor allem dadurch, dass 1997 ein Großteil der später eingetretenen Risiken noch zu verhindern gewesen wären. Der Ausschussvorsitzende Klaus-Uwe Benneter (SPD): „Das richtig große Rad ist erst danach ins Laufen gebracht worden.“ Zu prüfen sei jetzt, wie Vorstände und Aufsichtsräte mit den Warnungen umgegangen seien.

Mit den für die Bankenaffäre Verantwortlichen will sich auch die heutige Demonstration befassen, die von der „Initiative Berliner Bankenskandal“ organisiert wurde. Die Teilnehmer wollen an den Villen ehemaliger Verantwortlicher der Bank vorbeiziehen. Treffpunkt ist um 14 Uhr am S-Bahnhof Grunewald.

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