: Elbe und Amazonas
betr.: Berichte zur Flutkatastrophe an der Elbe
Die Hochwasseropfer haben leidvoll erfahren, was es heißt, wenn reißend gemachte Flüsse die geraubten Flussauen zurückholen, wenn ölverseuchtes Wasser das eigene Hab und Gut vernichtet, wenn Unwetter als Folge globaler Zerstörung von Ökosystemen das eigene Zuhause zerstören. Wer von ihnen würde nicht gerne glauben, dass die Versprechungen und Pläne der PolitikerInnen für bessere Umweltpolitik auch nach der Wahl noch zählen.
Aber Skepsis ist angebracht: Obwohl die Bundesregierung das Kioto-Klimaschutz-Protokoll unterzeichnet hat, lässt sie es zu, dass die Westdeutsche Landesbank mit öffentlichen Geldern ein Projekt finanziert, das gegen die Regeln von Kioto verstößt: Mit Hilfe deutschen Geldes bauen vereinigte Ölmultis eine Ölpipeline durch das Amazonasbecken und durch die Nebelwälder Ecuadors durch ein Gebiet mit einer einzigartigen Artenvielfalt.
Die Route der Pipelinetrasse wurde festgelegt, bevor die angeblichen „Umweltprüfungen“ abgeschlossen waren. Korruption scheint im Spiel zu sein. Nun führt die Trasse durch Erdbebengebiet und entlang einem Gebirgskamm, aus dem Bäche die Flüsse speisen. Eine weitere Million Hektar Regenwald des weltweit wichtigen Amazonas-Ökosystems soll vernichtet werden für Energie aus Öl, für den Profit der Ölmultis.
Alle bisherigen Ölprojekte haben den Menschen in Ecuador kein besseres Leben gebracht. Im Gegenteil: Bisher sind schon an anderer Stelle 74 Millionen Liter Öl aus alten, immer wieder aufbrechenden Ölleitungen ausgetreten und bringen Verseuchung und Tod. Die armen Kleinbauern werden von parastaatlichen „Sicherheitskräften“ terrorisiert, sogar mit dem Tode bedroht, wenn sie ihr Land nicht für Ölgewinnung hergeben wollen.
Wenn die rot-grüne Regierung weiter zulässt, dass öffentliche Gelder in solch umweltvernichtende Kapital-Verbrechen fließen, ist sie „Weltmeister“ in Doppelzüngigkeit, aber nicht, wie behauptet, im Umweltschutz. ILONA JOERDEN, Göhrde
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen