: Dachblütentherapie für Bremen
Das Bremer World Trade Center hat eins, der Flughafen kombiniert es gar mit Regenwassernutzung und auch der normale Bremer Bürger setzt sich gerne mal den Kräutergarten aufs Garagendach. Unterstützt wird das Ganze vom Senat
Für den Kräutergarten war hinterm Haus kein Platz mehr? Kein Problem, auch das Garagen- oder sogar Hausdach kann demnächst in saftigem Grün erstrahlen und einen Nährboden für Kräuter, Gräser und andere Pflänzchen bieten. Das sieht nicht nur schön aus, es ist auch für die Umwelt gut: Die Dachpflanzen absorbieren Kohlendioxid, produzieren Sauerstoff und schaffen einen Lebensraum für Insekten und Vögel. Gleichzeitig schafft ein begrüntes Dach eine zusätzliche Fläche, in der Regenwasser versickert; eine grüne Oase in der Betonwüste sozusagen.
Das Dach trägt damit allerdings eine schwere Last. Zwischen 40 und 400 Kilo pro Quadratmeter muss das Dach aushalten, je nachdem, ob extensiv mit Gräsern oder intensiv wie ein Garten bepflanzt.
Dafür bietet die Schicht aus Substraten, zerstoßenen Tonkügelchen – die ähnlich wie bei Hydrokulturen das Wasser speichern – und einer Filtermatte dem Dach einen Witterungsschutz. In Tagen wie diesen kühlt kühlt ein normales Dach nachts auf etwa 10 Grad ab. Wenn tagsüber die Sonne scheint, heizt es wieder auf bis zu 60 Grad auf. Damit muss das Dach eine große Temperaturschwankung aushalten. Ein bepflanztes Dach wirkt da wie eine zusätzliche Isolierung. Auch im Inneren des Hauses zeigt das Wirkung: Das Haus heizt sich im Sommer nicht so schnell auf und kühlt im Winter nicht so stark ab. Dennoch zählt eine Dachbepflanzung nicht als Wärmedämmung. Denn je nach Schichtdicke und Bepflanzung ist die Dämmwirkung unterschiedlich. Für Wärmedämmung nach Baurecht gelten aber feste Werte.
Die Art der Bepflanzung hängt ganz von den Wünschen der zukünftigen DachgärtnerInnen ab. Solange die Statik stimmt, ist vom richtigen Garten mit Sträuchern und Büschen bis hin zu einer Vegetationsmatte mit Gräsern, Moosen und Sukkulenten alles drin. Ein richtiger Garten auf dem Dach kostet ohne die Folie, die das Dach vor Wurzeln schützt, rund 75 Euro pro Quadratmeter. Und da es ein richtiger Garten ist, will er auch wie ein solcher gepflegt werden. Ein extensiv begrüntes Dach dagegen beherbergt nur die Hungerkünstler der Pflanzenwelt. Sie müssen in der Regel nicht gegossen oder gedüngt werden. Nur ab und zu sollte man nachschauen, ob sich nicht das eine oder andere Bäumchen eingenistet hat. Die pflegeleichtere Variante ist auch kostengünstiger: zwischen 20 und 40 Euro pro Quadratmeter.
Wegen der vielfältigen positiven Effekte werden bepflanzte Dächer gefördert und zwar zweifach: Das Land Bremen zahlt jedem, der sein Dach begrünen lässt, 25 Prozent der Investitionskosten, maximal allerdings 1.500 Euro. Einzige Bedingung: Als Wurzelschutz darf nicht die billigere Folie aus PVC verwendet werden, sondern nur wiederverwertbare Materialien wie etwa Kautschuk. Auch Dachbegrünungen, die baurechtlich vorgeschrieben sind, wie etwa in Ökosiedlungen, werden nicht gefördert. Gleichzeitig kann man durch den Garten auf dem Dach andere versiegelte Flächen kompensieren. Seit Beginn der Förderung 1992 wurden in Bremen 153 Dächer begrünt. Dabei schätzt Silke Christiansenvon der Bremer Umweltberatung,dass es weit mehr grüne Dächer in Bremen gibt. Die meisten Leute wüssten nichts von der Förderung und bepflanzten ihre Dächer ohne Zuschuss durch die Stadt. Verena von Ondarza
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