Dann klappt’s mit dem Stillen

Stillen ist gesund und praktisch – für Mutter und Kind. Wenn die Milch trotz bester Absichten nicht fließt, helfen kompetente Beraterinnen weiter. Auch an die Stillambulanz kann man sich wenden

„Mein Baby wird auf jeden Fall gestillt“, verkündete Sarah B. schon lange vor der Geburt ihres ersten Kindes. Doch als das Baby da war, taten sich Mutter und Kind zunächst schwer mit der natürlichsten Sache der Welt. Die Kleine wollte zwar an die Brust, trank aber nicht richtig. Sarah B.s Brustwarzen taten bald weh und entzündeten sich. Die junge Mutter hatte Glück: Ihre Hebamme zeigte ihr, wie sie das Baby richtig anlegt, die Entzündung heilte rasch ab.

Gerade am Anfang haben selbst stillwillige Mütter oft Schwierigkeiten. „Viele haben zum Beispiel völlig falsche Vorstellungen davon, wie häufig ein Neugeborenes tatsächlich trinken kann und muss – nämlich etwa 10- bis 14-mal in 24 Stunden“, weiß Eleanor Emerson, Berliner Stillberaterin der La Leche Liga. Oft schleiche sich dann das Gefühl ein, die Milch reiche nicht aus, wenn das Kind nicht alle 3 bis 4 Stunden, sondern öfter an die Brust wolle.

Zwar sind die Kleinen mit einem kräftigen Saugreflex ausgestattet, trotzdem müssen sie das Trinken zunächst lernen. Hilfreich ist es, in den ersten Wochen gänzlich auf Schnuller zu verzichten, zumindest so lange, bis das Stillen sich eingespielt hat, da es sonst leicht zu einer „Saugverwirrung“ kommt. Eine angenehme Atmosphäre und eine gehörige Portion Gelassenheit bieten die beste Voraussetzung für eine gute „Stillbeziehung“.

Auch emotionale Unterstützung ist in den ersten Wochen für die Mutter wichtig. Die meisten Stillprobleme wie zu viel oder zu wenig Milch, Milchstau oder ein Stillstreik des Kindes lassen sich durch Ruhe und Entspannung mildern. Oft genüge es schon, der Mutter zu bestätigen, dass sie sicher stillen könne, weiß die Stillberaterin.

Während in den ersten Wochen nach der Geburt die Hebamme die richtige Ansprechpartnerin bei Stillproblemen ist, wenden sich später viele Frauen, die länger stillen möchten, an speziell ausgebildete Stillberaterinnen. „Für das Stillen des älteren Babys und Kleinkindes tut es gut, die Unterstützung solch erfahrener Stillmütter zu haben“, weiß Emerson. Die helfen in der Regel ehrenamtlich und kostenlos mit telefonischer Beratung oder per E-Mail weiter. In schwierigen Fällen kann ein persönlicher Termin nötig sein. Stillberatung durch Hebammen bis zu acht Wochen nach der Geburt gehört zur Wochenbettbetreuung und wird von der Krankenkasse gezahlt. Auch anschließend können bis zum Ende der Stillzeit noch zwei telefonische Beratungen und zwei Hausbesuche mit der Krankenkasse abgerechnet werden. Qualifizierte Laktationsberaterinnen bieten ihre Leistungen gegen Honorar an.

„Sehr zu empfehlen sind Stillgruppen, deren Besuch ich übrigens auch Schwangeren ans Herz lege“, so Eleanor Emerson. Die Adressen erfährt man von Hebammen, der La Leche Liga oder über die Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen. Schon die Tatsache, dass es anderen Müttern ähnlich geht, kann mitunter helfen, das so wichtige Vertrauen in die eigene Stillfähigkeit wieder herzustellen. Für Schwangere, die später stillen wollen, bieten die Gruppen eine gute Möglichkeit, sich damit vertraut zu machen. Denn viele der heutigen Mütter gehören einer Generation an, die selbst nicht gestillt wurde, finden mithin bei den eigenen Müttern kaum erfahrene Hilfe.

Häufig werden die Beraterinnen mit folgendem Problem konfrontiert: Mit etwa 14 Tagen, 6 Wochen und dann wieder mit 3 Monaten verlangt das Kind plötzlich öfter die Brust. Durch häufigeres Anlegen lässt sich in diesen Phasen die Milchproduktion steigern, denn das Baby wächst jetzt schneller und braucht mehr Milch. Sind die Kinder 4 bis 5 Monate alt, beginnen sie, sich stärker für ihre Umwelt zu interessieren. Das kann zur Folge haben, dass sie tagsüber beim Stillen leicht abgelenkt und unruhig werden. Nachts holen sie das Versäumte dann nach und trinken wieder häufiger. Das sei allerdings – so Emerson – kein Grund zum Abstillen. Vielmehr sei ein ruhiges Plätzchen für die Stillmahlzeiten am Tage hier sinnvoll.

Bei schwerer wiegenden Problemen wie beispielsweise einer akuten Brustentzündung kann man sich auch an die Stillambulanz im Vivantes Humboldt Klinikum wenden. Das Haus bietet hierfür eine schonende Behandlungsmethode an, so dass Frauen hinterher schneller und leichter wieder stillen können. Generell steht die Stillambulanz einschließlich 24-Stunden-Hotline allen Frauen mit Stillproblemen offen. KATHARINA JABRANE