Beten für Attentäter

Im Sender al-Dschasira erklärt Ramsi Binalshibh, einst Mitbewohner Attas in Hamburg, die Planung der Anschläge vom 11. September 2001

KAIRO/HAMBURG dpa ■ Ein mutmaßlicher Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 hat im Fernsehen die Strategie des Terrornetzwerks al-Qaida dargelegt. Ramsi Binalshibh, der in der Marienstraße 54 in Hamburg-Harburg mit dem Flugzeugattentäter Mohammed Atta zusammengelebt hatte, räumte zugleich erstmals öffentlich die Verantwortung der al-Qaida für die Terroranschläge auf den US-Zerstörer „USS Cole“ im Hafen von Aden und auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania im August 1998 ein.

„Es ging (bei der Planung des 11. September) darum, die Zellen untereinander und mit dem Generalkommando in Afghanistan zu verbinden, bis die Zellen bereit waren zur Durchführung“, sagte Binalshibh, der in der Sendung „Streng geheim“ des Fernsehsenders al-Dschasira nicht zu sehen war. Der Reporter des Senders mit Sitz in Katar versicherte, er habe Binalshibh und den Präsidenten des Al-Qaida-Militärkomitees, Scheich Mohammed, im Juni in der pakistanischen Hafenstadt Karatschi zwei Tage lang interviewt. Binalshibh sagte ihm, die Flugzeugattentäter hätten ihren Zielen Codenamen gegeben. Das Pentagon sei „Kunstakademie“ genannt worden, das World Trade Center „Fakultät für Stadtplanung“ und der US-Kongress – den die in Pennsylvania abgestürzte Maschine hätte treffen sollen – „juristische Fakultät“.

Atta habe der al Qaida das Datum vor dem Anschlag in einer verschlüsselten Telefonbotschaft genannt. „Er sagte, was sind zwei Stöcke und ein Strich mit einem Kuchen? Da wusste ich, es wird der 11. 9.“ In Attas letzter E-Mail an Binalshibh sprach er von „19 Zeugnissen für höhere Studien“ (19 Attentäter) und ließ „Grüße an den Professor“ (Ussama Bin Laden) ausrichten. Binalshibh sagte, er selbst sei über Pakistan nach Afghanistan gereist und habe Terroristenführer Bin Laden informiert. Er und seine Getreuen hätten die Anschläge im Fernsehen verfolgt. „Wir sahen live zu und haben gebetet: ziel, ziel, ziel!“

Binalshibh zufolge hätten sich mehr Freiwillige als nötig gemeldet, als al-Qaida mit der Planung für Anschläge in den USA begann. Ermittlern zufolge hätte der Jemenit Binalshibh selbst zu den Attentätern gehören sollen. Seine Visaanträge für die USA wurden jedoch stets abgelehnt.