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Die Zeit des Aufräumens

Hamburger PDS versucht nach den Scharmützeln der Vergangenheit im Bundestags-Wahlkampf einen Neuanfang. Trotz Zusammenarbeit: Der Regenbogen bleibt kulturell selbständig

von PETER AHRENS

Es hat etwas von einem noch rauchenden Schlachtfeld. „Wir schießen immerhin nicht mehr aufeinander“, sagt Harald Werner, „aber überall in Hamburg sind natürlich Tretminen hinterlassen worden.“ Das Vokabular benutzt ausgerechnet einer, der die Partei in den Wahlkampf führt, die sich die einzige verbliebene Friedenspartei nennt. Harald Werner ist eigentlich gewerkschaftspolitischer Experte bei der PDS-Bundestagsfraktion in Berlin. Aber weil nach den Scharmützeln der vergangenen Jahre im Hamburger Landesverband jemand gesucht wurde, auf den sich die unterschiedlichen Strömungen in der Partei einigen konnte, erklärte er sich zur Spitzenkandidatur in Hamburg bereit. Werner hat bereits drei Wahlkämpfe im Schwesterbundesland Bremen für die PDS organisiert.

„Eigentlich kommt dieser Wahlkampf für die Hamburger PDS noch viel zu früh“, sagt Werner. Die Partei ist noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt, die die quälenden Auseinandersetzungen mit dem langjährigen ListeLinks-Vorstand nach sich gezogen haben. Sektiererei, Dogmatismus, das Verprellen zahlreicher Mitglieder – das soll jetzt vorbei sein, hofft Werner: „Erst einmal müssen wir den Landesverband wieder in positive Gewässer bringen.“

Deshalb hat sich die Partei in diesem Wahlkampf intensiv um den Kontakt mit dem Regenbogen bemüht. Man hat gemeinsame Veranstaltungen gemacht, der Wandsbeker Regenbögler Gerhard Brauer kandidiert als einer der Direktkandidaten auf PDS-Ticket. Trotzdem betont der frühere GAL- und Regenbogen-Abgeordnete Norbert Hackbusch: „Es gibt weiterhin eine klare Trennung zwischen PDS und Regenbogen.“ Die PDS müsse sich stark verändern, um auch in Hamburg Erfolg zu haben. Zudem sei „die PDS-Kultur eine andere“ als die des Regenbogen.

Prognosen, wie die PDS am Sonntag abschneiden wird, wagt Werner nicht. Der Wahlkampf zumindest sei angesichts der nicht mehr existierenden PDS-Infrastruktur in der Stadt aus seiner Sicht „erstaunlich gut gelaufen“. Werner hat an den Infoständen festgestellt, dass „die Leute gar keine Patentlösungen von uns wollen, sondern die wollen mit ihren Sorgen ernst genommen werden“. Enttäuschte Rot-GrünwählerInnen, Proteststimmen, MigrantInnen – das sind Reservoire, auf die die Partei hofft. Er sagt aber auch, nachdem er die Hamburger Szene kennengelernt hat: „Es ist schon furchtbar schade, dass es hier keine funktionierende Linke gibt.“

Ob die PDS künftig diese Lücke ausfüllen kann? Werner hat das Ziel ausgegeben, in drei Jahren den Einzug in die Bürgerschaft zu schaffen. „Wir erstellen heute die Fußbank für die Bürgerschaft 2005.“ Irgendwann sagt er noch: „Man darf sich auch keinen Illusionen hingeben.“

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