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Schill im Keller

Tief unten: 4,2 Prozent für die Schill-Partei in Hamburg, 0,9 Prozent bundesweit

Schills Auftritt: strahlend am Rande des Maskenhaften. Als der Spitzenkandidat kurz vor 20.30 Uhr zur Wahlparty seiner Partei im Friesenkeller stößt, tritt er wie der Wahlsieger auf. Er kann einfach nicht anders. „Bei 0,5 Prozent haben wir angefangen, bei 0,9 Prozent stehen wir jetzt – der Trend geht steil nach oben.“ Der Galgenhumor kommt an. Zum ersten Mal an diesem Abend klatschen die etwa 70 Schill-Anhänger, die in einem kleinen Nebenraum des Restaurants zusammengepfercht sind, Beifall. Schill schüttelt jedem die Hand, trotz Wahldesaster sind seine Autogramme begehrt. Nach zehn Minuten ist der Innensenator in seiner schwarzen Limousine entschwunden. Eine Begleiterin mahnt er kurz vor der Abfahrt zur Eile: „Wir sind ja schließlich nicht zum Spaß hier.“

„In vier Jahren sieht das ganz anders aus“, kommentiert Schill-Stellvertreter Mario Mettbach das Ergebnis seiner Partei. Dass die Schill-Partei bundesweit nichts reißen werde, habe er erwartet. Nur dass man auch in Hamburg mit 4,3 Prozent unter der 5-Prozent-Hürde durchgetaucht ist, schmerze schon etwas.

„Hauptsache, Schröder kommt weg“, schwenken die Versammelten beim Daumendrücken von Schill auf Stoiber um. Dass die eigenen 0,9 Prozent eine schwarz-gelbe Mehrheit möglicherweise verhindert haben, will hier niemand hören. „Jeder ist für den Erfolg seiner Partei selbst verantwortlich“, stellt Schill fest.

Auch die Schuldigen für ihre Wahlniederlage sind schon ausgemacht: Die Medien, „die nur negativ über uns berichtet haben“, und die Schill-Landesverbände, die der Hamburger Parteiführung den Wahlantritt aufgezwungen haben.

Die innerparteiliche Abrechnung hierüber wird mit Sicherheit bald folgen. Marco Carini

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