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Schwere Füße

Präzis pochender Seelenapparat: „Confessions of Zeno“

„Confessions of Zeno“ Donnerstag bis Sonntag, 20 Uhr, im Haus der Berliner Festspiele, Schaperstraße 24. Karten von 16 bis 44 Euro

Es gebe eine Szene bei Italo Svevo, sagte William Kentridge, in der ein Freund den anderen in ein lokales Geheimnis einweiht. Ich, sagt er, bin der intelligenteste Mann am Ort. Du kommst an fünfter Stelle. Die Positionen dazwischen sind zur Zeit nicht besetzt. Darin erkannte Kentridge die Situation in Johannesburg wieder, eine abgelegene, aber auch nicht exakt provinzielle Szene: Italo Svevos Triest um 1900. Gerade war Kentridges „Zeno Writing“ bei der documenta zu sehen: sämtliche Bilder, die sich der Künstler zwanzig Jahre nach seiner Svevo-Lektüre, aber immer noch von Johannesburg aus, in Erinnerung gerufen hat, in einen Film gepackt. Bei der Bühnenfassung entfalten sich die auf einem Bildschirm; sanfte Landschaften und Interieurs, durch die sich merkwürdige Gestalten bewegen. Ein Spinnenmann, bewegliche Stühle und als Sinnbild des in sich gefangenen Erzählers die schwere Figur, deren Füße beim Gang über den Horizont im Sand oder Nebel versinken. Die Gestalten sind die Schatten abstrakter Puppen, die von der Handspring Puppet Company bewegt werden. Umwerfend die Drehungen der Pappfiguren, die eine menschliche Figur in ein Gitter verwandeln: die so genannte Verdinglichung, hochkomisch auf den Punkt gebracht. Vor den Puppenspielern ergänzt ein leibhaftiges Streichquartett die ansonsten abwesenden Orchester und Chöre. Kentridges Theater ist genau die grenzübergreifende Medienkunst, von der alle träumen. Im Kern Handarbeit; aus Improvisation geschöpfte präzise Choreografie.ULF ERDMANN ZIEGLER

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