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Hoffnung für Wildkamel und Co

UN-Konferenz will 36 wandernde und bedrohte Tierarten stärker schützen. Streit über die Aufnahme von 6 Walarten in die Konvention. Greenpeace bedauert „verpasste Chance“ bei Walschutz. UN sieht dennoch Erfolg für den Artenschutz

von SILVAN NIEDERMEIER

Das vom Aussterben bedrohte Wildkamel kann hoffen. Mit der geplanten Erweiterung der Schutzliste für bedrohte Tierarten scheint die Zukunft des wandernden Vorfahren des Hauskamels vorerst gesichert. Von den Nomadentieren aus den Wüstengebieten der Äußeren Mongolei und Chinas leben derzeit nur noch etwa 800 Tiere, die immer weiter zurückgedrängt werden. Insgesamt 36 Tierarten, davon 19 Vogelarten und bedrohte Säugetiere wie die südamerikanische Pelzrobbe, der Ganges-Delfin, der Amazonasseelöwe und der Weiße Hai sollen in die Schutzliste der UN-Konvention zur Erhaltung wild lebender, wandernder Tierarten aufgenommen werden.

Bei der 7. Vertragsstaatenkonferenz in Bonn berieten letzte Woche Teilnehmer aus 100 Ländern über den Schutz stark bedrohter Tierarten. Zwar zogen sich die formellen Beratungen bis nach den Redaktionsschluss dieser Ausgabe hin, doch waren sich die Delegierten über die Aufnahme dieser 36 Tierarten einig. Bisher standen 85 Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind, unter dem Schutz der UN-Konvention.

Streit gab es allerdings bis zum Schluss um die Wale. Norwegen hatte den Vorschlag Australiens zur Aufnahme von 6 bedrohten Walarten in die UN-Liste anfangs kategorisch abgelehnt. Dann einigte man sich nach Angaben von Konferenzteilnehmern darauf, nur Finnwal, Seiwal und Pottwal unter den starken Schutz des „Listenanhangs 1“ der UN-Konvention zu stellen. Der Antarktische Zwergwal, der Brydewal und der Zwergglattwal wurden dagegen auf den zweiten Anhang der UN-Konvention verschoben, der einen weit geringeren Schutz vorsieht.

Der Walexperte von Greenpeace, Thomas Lütkebohle, bezeichnete dieses Ergebnis als akzeptabel: „Sollte es so kommen, sind wir froh, zumindest die Listung der drei Walarten auf Anhang 1 zu haben“. Allerdings habe man bei der Konferenz eine „Chance verpasst“. „Vor allem beim Brydewal, der inzwischen wieder von Japan gejagt wird und dessen Bestand gefährdet ist, hätte man das Vorsorgeprinzip walten lassen müssen“, kritisierte der Meeresforscher.

Erfreut sei man auch über die Aufnahme des Weißen Hais auf die Schutzliste. Die Sprecherin der UN-Konferenz, Veronika Lenarz, bezeichnete das Konferenzergebnis als positiv: „Insgesamt ist das ein Erfolg für die Konvention.“ Auf Antrag des Gastgeberlandes Deutschland wurde ein Antrag angenommen, mit dem die Verschmutzung der Meere durch Öl vermieden werden soll. Außerdem forderte die deutsche Delegation den besseren Schutz von Zugvögeln vor dem Stromtod durch Mittelspannungsleitungen.

www.iisd.ca/linkages/cms/cop7/

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