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Vier Tränen tief

Julia Möhn und Dirk Laabs widmen mit „Irgendwo da unten“ der letzten Saison des FC St. Pauli einen Film

Mindestens vier Tränen musste der FC St. Pauli nach der letzten Saison verdrücken. Eine hieß Zlatan Bajramovic, eine Thomas Meggle, eine Henning Bürger. Die drei Spieler verließen, neben vielen anderen, den Verein nach dem Abstieg. Aber die vierte, dickste Träne hatte einen anderen Namen: Direkter Wiederabstieg. Nach einer Saison Erste Fußball-Bundesliga reichten 22 Zähler nicht, der unglaubliche Aufstieg im Herzschlagfinale vom 20. Mai 2001 in Nürnberg war noch nicht einmal ein Jahr alt.

Die Losung der sommerlichen Jubelfeiern wie auch eines Film gewordenen Saisonrückblickes lautete damals: „Wir waren Absteiger Nr. 1“ . Noch Wochen später werden Meggle, Bajramovic und Bürger sowie der Gegengraden-Besucherin Tina Vidal und dem Fotografen Thorsten Baering die Augen feucht, wenn sie nur dem Radiokommentar aus dem Frankenstadion lauschen. Aber Meggle rückt sogleich die Verhältnisse zurecht und analysiert, dass kein Spieler in keinem Verein für keine Leistung ein „Denkmal aufgestellt“ bekommt.

Wie er und die anderen vier Protagonisten von nun an die Saison gemeinsam erleben, ob als „Weltpokalsiegerbesieger“ gegen Bayern München oder zweifacher Derby-Verlierer gegen den HSV, dokumentiert der Film einfühlsam und ohne Griff in die Klischee-Kiste. Ein bisschen Super8-Wackelästehtik, viel O-Ton von Trainingsgelände und Pressekonferenz geben der Doku ihren besonderen Charakter. Unaufgeregte 90 Minuten lang leiden sich dabei auch die drei Profis von Niederlage zu Niederlage.

Doch wenn Thomas Meggle zur Winterpause resignierend witzelt, dass „wir die Punkte ja auch per Post verschicken können“, Zlatan Bajramovic damit hadert, dass er nicht spielt, während sich in Henning Bürgers Augen alles Elend dieser Fußballwelt spiegelt, ist das Taschentuch nicht weit.

Richtig hart kommt es vielleicht erst jetzt: Ein Jahr später ist aus dem ironischen Kommentar zum Aufstieg 2001 Ernst geworden: St. Pauli war und ist Absteiger Nr. 1, diesmal geht es aber Richtung Liga Drei. Sollte der FC tatsächlich in die Regionalliga absteigen, würden mehr als vier Tränen rollen, und St. Pauli wäre dann wirklich nur noch „Irgendwo da unten“. MARKUS FLOHR

„Im Rahmen des Filmfest Hamburg heute um 17 Uhr im Zeise, Kino 1, Tickets an der Abendkasse für 6,50 Euro oder von 10–14 Uhr unter 040-63 96 61 12

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