Werner Schulz kämpft um grünen Fraktionsvorsitz

Der ehemalige Bürgerrechtler kritisiert das Auswahlverfahren des grünen Küchenkabinetts um Joschka Fischer für das Duo Sager/Göring-Eckardt

BERLIN taz ■ Die grüne Führung hat sich festgelegt. Von Claudia Roth und Fritz Kuhn über Jürgen Trittin und Renate Künast bis hin zu Joschka Fischer – alle favorisieren sie zwei Frauen an der Spitze der grünen Bundestagsfraktion: die Thüringerin Katrin Göring-Eckardt und die Hamburgerin Krista Sager. Das ist kein Wunder, weil die gemeinsame Kandidatur beider Frauen nicht deren eigene Idee ist. Das Duo Göring-Eckardt/Sager ist im Küchenkabinett des grünen Herr und Meisters Joschka Fischer erfunden und zusammengeschmiedet worden.

Dieses Auswahlverfahren wird jetzt von einem kritisiert, der selber gern Fraktionschef werden möchte: Werner Schulz, wirtschaftspolitischer Sprecher der Fraktion. „Die Fraktionsvorsitzenden dürfen nicht von irgendeiner Seite bestellt, sondern müssen allein von den Abgeordneten bestimmt werden“, sagt Schulz gegenüber der taz. Der frühere DDR-Bürgerrechtler will ebenso wie der Umweltexperte Reinhard Loske antreten, wenn die grüne Fraktion am 15. Oktober ihre neue Führung wählt. Die bisherigen Vorsitzenden Kerstin Müller und Rezzo Schlauch hatten am Donnerstag ihren Rückzug verkündet.

Schulz legt Wert darauf, dass er nicht gegen irgend jemanden antrete, sondern für einen starken Fraktionsvorstand plädiere. „Ich kandidiere nicht gegen Krista Sager und Katrin Göring-Eckardt“, so Schulz, „im Gegenteil. Zu dritt wären wir ein idealer Vorstand.“ Nur dass Schulz sich neben Krista Sager als Fraktionschef sieht und nicht Göring-Eckardt. Er hält die 36jährige Thüringerin für eine gute Besetzung des Postens der parlamentarischen Geschäftsführerin. Göring-Eckardt bekleidete diese Funktion bereits in den letzten zwei Jahren. Ein Mann aus dem Osten als Fraktionsvorsitzender, eine Frau aus dem Westen als Fraktionsvorsitzende, eine Frau aus dem Osten Fraktionsgeschäftsführerin – Schulz will mit dieser Besetzung gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. „Wir zeigen damit, welches Gewicht der Osten bei den Grünen hat und welches die Frauen.“

1998 hatte sich Schulz schon einmal um den Fraktionsvorsitz beworben und in einer Kampfabstimmung gegen Rezzo Schlauch verloren. Schulz fühlte sich damals von Joschka Fischer hintergangen, weil der ihm vor der Wahl den Posten zugesichert hatte. JENS KÖNIG