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Jagt Füchse, nicht Saddam

Mammutdemonstrationen in London setzen klare Zeichen. Ob Irakkrieg oder Jagdverbot – Briten wenden sich gegen Premierminister Blair. Labour-interne Opposition wächst

DUBLIN taz ■ Füchse liegen den Briten genauso am Herzen wie Saddam Hussein. Am vorletzten Wochenende demonstrierten 400.000 Menschen in London gegen das drohende Verbot der Fuchsjagd. Dieses Wochenende brachte der drohende Krieg gegen den Irak ebenfalls 400.000 Menschen auf die Beine – zumindest nach Angaben der Veranstalter, einer Koalition aus Friedensgruppen, irakischen Oppositionsparteien, Pazifisten, Antizionisten und Gewerkschaftern.

Die Demonstration zog durch das Regierungsviertel mit seinen Denkmälern für vergangene Kriege vorbei am Außenministerium und Unterhaus und endete im Hyde Park, wo der linke Labour-Veteran Tony Benn in seiner Rede zur Abschlusskundgebung die britische und US-amerikanische Außenpolitik scharf kritisierte. Eine kleine Gruppe hatte sich hinter dem Banner „Urbane babyfressende Anarchisten“ versammelt. Dass der Krieg zu verhindern ist, glauben allerdings nur die wenigsten: Bei einer Umfrage schätzten 60 Prozent, es werde Krieg geben. Der Labour-Abgeordnete Tam Dalyell sagte im Hyde Park, Großbritannien „schlafwandelt in eine Katastrophe“.

Für den britischen Premierminister Tony Blair bricht damit eine schwierige Woche an. Innerhalb von acht Tagen haben 650.000 Menschen gegen seine Politik demonstriert, und auch innerhalb seiner Partei wächst die Unzufriedenheit. Auf dem Labour-Parteitag, der heute im nordenglischen Seebad Blackpool beginnt, werden die umstrittenen Themen zur Sprache kommen. Die BBC hat 202 Vorsitzende der Labour-Bezirksverbände befragt, 167 davon sind gegen einen Angriff auf den Irak ohne ein UN-Mandat. Der frühere Kabinettsminister Chris Smith sagte, er werde im Unterhaus in dieser Sache gegen Blair stimmen – „und viele meiner Kollegen auch“.

Bei der Bevölkerung sind die Zahlen noch eindeutiger: Fast 80 Prozent sind gegen einen Krieg, der nicht von der UN abgesegnet ist. 43 Prozent sehen zwar in Saddam Hussein die größte Gefahr für den Weltfrieden, aber nur sechs Prozent weniger sagen das über US-Präsident Bush.

Irak ist nicht das einzige Thema, bei dem Blair auf dem Labour-Parteitag starke Opposition zu erwarten hat, obwohl er davon ausgeht, dass viele Kriegsgegner in der Partei von der Notwendigkeit eines Angriffs auf Irak überzeugt werden können. Das wird ihm bei einem anderen umstrittenen Punkt nicht gelingen: Die Delegierten werden gegen die weitere Beteiligung privater Unternehmen an den öffentlichen Diensten stimmen – ein Votum, das Blair ignorieren wird, wie er bereits angekündigt hat.

Auch beim Euro liegt der Premierminister nicht auf einer Linie mit seiner Partei, und schon gar nicht mit der Mehrheit der Wähler. Blair möchte noch vor den nächsten Wahlen ein Referendum über Großbritanniens Euro-Beitritt abhalten. „Wir müssen mehr Vertrauen in unsere Zukunft haben“, sagt Blair. „Wir können eine Schlüsselrolle in Europa haben. Unsere Psychologie gegenüber Europa muss sich ändern.“ RALF SOTSCHECK

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