piwik no script img

Israel zieht ab

Armee zieht sich von Arafats Zentrale zurück. Die Belagerung bleibt zunächst bestehen. Streit um mutmaßliche Attentäter nicht beigelegt

RAMALLAH taz/ap ■ Etwa ein Dutzend Panzer, Jeeps und gepanzerte Fahrzeuge haben gestern nach elftägiger Belagerung das Hauptquartier des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat verlassen. Auch die israelische Flagge wurde von Soldaten eingeholt und weht nicht länger über Arafats Amtssitz.

Die Armee setzte damit eine Entscheidung des israelischen Kabinetts vom Sonntagmorgen um, das eine Lockerung der Belagerung beschlossen hatte. In israelischen Rundfunkberichten hieß es, der Gesandte des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon, Dov Weisglass, habe nach seinen Washingtoner Gesprächen mit US-Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice die amerikanische Forderung mitgebracht, die Belagerung umgehend zu beenden.

Die aus dem Inneren des Geländes abgezogenen Militärfahrzeuge befanden sich gestern Nachmittag allerdings noch in der Nähe des Hauptquartiers. Die Straße vor dem Gebäude war zum ersten Mal wieder frei. Auch vor dem Eingang waren keine Soldaten zu sehen. Palästinenser fingen mit Aufräumarbeiten an. Die Straßensperren im Umkreis blieben jedoch bestehen.

Die palästinensische Autonomiebehörde kritisierte den israelischen Teilrückzug als nicht weitgehend genug. Ein Sprecher Arafats, Nabil Abu Rdeneh, verlangte das vollständige Ende der Belagerung, wie sie auch vom UN-Sicherheitsrat gefordert worden sei. Israel versuche, mit der Räumung des Amtssitzes die UN-Resolution vom vergangenen Dienstag zu umgehen. Der palästinensische Informationsminister Jasser Abed Rabbo nannte den Schritt ein „PR-Spielchen für die Amerikaner und die europäischen Staaten“.

Aus israelischen Regierungskreisen verlautete, man werde auch weiterhin verhindern, dass die von der israelischen Regierung gesuchten 20 mutmaßlichen Terroristen, die sich in Arafats Amtssitz aufhalten sollen, das Gelände verlassen. Arafat und seine Mitarbeiter, die nicht auf der Fahndungsliste stünden, könnten Ramallah jederzeit verlassen. Insgesamt befinden sich etwa 200 Palästinenser in dem letzten noch stehenden Gebäude des weitgehend zerstörten Geländes. Arafat lehnt die Auslieferung der Gesuchten ab.

Auch zwischen Israel und den USA gibt es in dieser Frage anscheinend Differenzen. Die amerikanische Sicherheitsberaterin Rice habe Israel aufgefordert, die Forderung nach der Ausweisung der gesuchten Palästinenser fallen zu lassen, berichteten israelische Medien. YAS

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen