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Im Zeichen der Ohrmuschel

Ein neu eröffnetes „Haus des Hörens“ bringt in Oldenburg Forschung und Wirtschaft rund ums Ohr unter ein Dach. Highlight: ein „Kommunikationsakustik-Simulator“ für den virtuellen Hörgeräte-Test

Oberlicht fällt in ein weiträumiges Treppenhaus, es riecht nach frischem Holz. Hämmern und Bohren dringt an das Ohr der BesucherIn – ein Nebenprodukt der letzten ausstehenden Bauarbeiten, das aber hervorragend zur Lokalität passt. Das Oldenburger „Haus des Hörens“, das Niedersachsens Wissenschaftsminister Thomas Oppermann (SPD) kürzlich eröffnete, vereint Forschung und Wirtschaft rund ums Ohr unter einem Dach.

Schon länger hat sich Oldenburg zu einem Zentrum für Hör- forschung und Hörgeräte-Entwicklung gemausert. Nun beherbergt die Huntestadt eine Einrichtung, die in Europa ihresgleichen sucht. In dem 2,2 Millionen Euro teuren Neubau residiert die „Arbeitsgruppe Medizinische Physik“ der Universität Oldenburg ebenso wie das Hörzentrum Oldenburg, die „HörTech gGmbH“ oder eine Dependance des FH-Studiengangs „Hörtechnik und Audiologie“.

Stephan Albani, Geschäftsführer des 1996 gegründeten Hörzentrums, schwärmt von den idealen Bedingungen, die das neu errichtete Institut für das Zusammenwirken aller Beteiligten bietet: „Endlich kann man ein Scheitern an Institutionsgrenzen ausschließen. Wenn man mit den Kollegen aus der FH sprechen will, geht man einfach über den Gang“.

Einmalig am Oldenburger Konzept ist die konsequente Verknüpfung von Theorie und Praxis. Kundenservice in Form von persönlichen Hörhilfe-Tests etwa wird hier ebenso angeboten wie Aus- und Weiterbildung rund ums Ohr. Die Zusammenarbeit mit den SpezialistInnen des Evangelischen Krankenhauses in Oldenburg geht mit wirtschaftlicher Kooperation Hand in Hand. Hörgeräte-Hersteller wie Siemens, Sennheiser oder Kind Hörgeräte greifen gerne auf die Knowhow-Bündelung im Ohren-Institut zurück.

Umso seltsamer mutet es rückblickend an, dass das Hörzentrum jahrelang in einen 56 Meter kleinen Container auf dem Uni-Gelände verbannt war. „Damals wollte man wohl sehen, ob wir überleben können“, blickt Albani zurück. Nun jedoch hat sich die erfolgreiche Arbeit der zurückliegenden Jahre ausgezahlt. Mit einer Starthilfe von 2,4 Millionen Euro unterstützt das Land Niedersachsen die Einrichtung in den ersten fünf Jahren. So mangelt es weder am notwendigen Raum noch an aufsehenerregender Technik. Highlight ist ein „Kommunikationsakustik-Simulator“, mit dessen Hilfe sich die akustischen Eigenschaften verschiedener Orte generieren lassen – typische Nebengeräusche inklusive. So können etwa die Eigenschaften eines Hörgeräts auf dem Bahnhof getestet werden, ohne dass sich der Träger dorthinbequemen muss.

Wer weiß, vielleicht wird die Vision von einem „intelligenten HiFi-Hörgerät“, das die Fähigkeit besitzt, sich automatisch auf unterschiedlich laute Signale einzustellen und zusätzlich eine hervorragende Klangreproduktion bietet, im „Haus des Hörens“ schon bald Wirklichkeit werden. Christoph Kutzer

Am Freitag, 25. Oktober 2002 ist das Institut zwischen 15.30 Uhr und 18 Uhr für interessierte BesucherInnen geöffnet – ein „Tag des offenen Ohrs“ gewissermaßen.

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