Lehmann: Kritik ist „ungehörig“

BERLIN taz ■ Die frisch verabschiedeten Leitlinien der katholischen Kirche zum sexuellen Missbrauch stehen weiterhin in der Kritik. Die „Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch“ hat in einem offenen Brief an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, bemängelt, dass der Missbrauchsfall in seiner eigenen Diözese nach seinen Leitlinien nicht hinreichend hätte aufgeklärt werden können. In Mainz war ein Priester trotz handfester Missbrauchsvorwürfe weiter als Schulseelsorger beschäftigt und sogar als Betreuer eines 14-Jährigen eingesetzt worden. Die Initiative kritisiert nun etwa, dass die untersuchende Stelle weiter innerhalb der Kirche angesiedelt sei – das war sie auch im Mainzer Fall, in dem keine Konsequenzen aus den Vorwürfen gezogen wurden. Zudem habe das Bistum den Opfern bisher noch keinerlei Hilfe angeboten und sich auch nicht entschuldigt. Lehmann verteidigte sich gestern: für die Opfer sexuellen Missbrauchs seien auch Entschädigungen im Form von „nicht unerheblichen finanziellen Aufwendungen“ vorgesehen, schreibt er in einem Beitrag für seine Bistumszeitung. Die Beauftragten für Missbrauchsaufklärung würden „nach Kompetenz“ ausgesucht. Es sei „ziemlich ungehörig“, Mitarbeitern der Diözese von vornherein die Unabhängigkeit abzuerkennen. Zu den konkreten Vorwürfen in seinem eigenen Bistum äußert Lehmann sich nicht. OES