: Fuß- und obdachlos
Mauersegler wird „Vogel des Jahres 2003“: Nabu Hamburg gibt Tipps, wie ihm in der Großstadt Unterkunft gewährt werden kann. SAGA bringt 500 Nistkästen an
Eigentlich ist er ein Felsbrüter. Allerdings hat sich „Apus apus“, genannt „der Fußlose“ wegen seiner Stummelfüßchen, auch in der Stadt ganz gut eingerichtet: Sein Nest baut der Mauersegler in Nischen im Mauerwerk. Weil es davon aber in Großstädten immer weniger gibt, hat der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) den Felsbrüter zum Vogel des Jahres 2003 gekürt (siehe auch S. 7). Gestern erläuterte der Hamburger Landesverband, was in der Hansestadt für den Mauersegler getan werden kann.
Der Vogel brütet in den meisten Fällen sein Leben lang am selben Nistplatz, und auch der Nachwuchs brütet in der Gegend, in der er aufgezogen wurde. Aber immer häufiger kommen Mauerseglerpärchen im Mai aus Afrika zurück und finden ihren Nistplatz nicht mehr wieder: Die Haussanierer haben das Loch im Mauerwerk zugegibst. Renovierte Altbauten und neue Häuser bieten zu wenig Spalten und Hohlräume für die Mauersegler. Mit der Kür zum Vogel des Jahres möchte der Nabu deshalb auch „auf die ökologische Funktion des menschlichen Siedlungsraumes aufmerksam machen“, so der Hamburger Vizepräsident Helmut Opitz.
In Hamburg gibt es zur Zeit ungefähr 5000 Brutpaare. Der Ornithologe und wissenschaftliche Mitarbeiter des NABU, Sven Baumung, bemüht sich besonders, mit Wohnungsbaugesellschaften in Kontakt zu treten. Er will die Bauleiter davon überzeugen, Nistmöglichkeiten mit in die Sanierungen einzuplanen, damit die Heimkehrer im Mai eine Brutstätte finden. Mit Erfolg: Die SAGA hat beispielsweise 500 Kästen in einer Wohnanlage angebracht; am Bunker in der Feldstraße durfte der NABU selbst immerhin 100 Stück befestigen.
Dabei muss kein Eigentümer die Verschmutzung von Fassaden und Gebäudeteilen befürchten: Der Mauersegler ist ein sehr reinlicher Stadtbewohner: „Die auf Sauberkeit bedachten Eltern entsorgen den Kot der Jungvögel selbst“, weiß Baumung.
Um die bedrohten Flugkünstler zu retten, bittet der Nabu auch darum, Mauerseglervorkommen zu melden, besonders dann, wenn es sich um Brutplätze handelt, die von Renovierungsarbeiten bedroht sind. Die richtigen Brutkästen gibt es beim Nabu in der Habichtstraße 125 zu kaufen,☎ 69 70 89-0.
LENA EKELUND
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