: Mit Pilzsporen gegen Pflanzenfäulnis
Umweltpreis für Politiker Klaus Töpfer und einen Malchower Unternehmer, der biologischen Pflanzenschutz entwickelt
WISMAR epd/dpa ■ Künftig könnte es Wirklichkeit werden, lästige Stechmückenplagen durch den Einsatz sanfter biologischer Mittel zu verhindern. In Mecklenburg-Vorpommern wird daran bereits eifrig geforscht. Offenbar mit Erfolg: Für den „Schutz der Umwelt durch die Entwicklung und Verarbeitung biologischer Pflanzenschutzmittel“ bekommt Peter Lüth, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens Prophyta GmbH in Malchow auf der Insel Poel nahe der Hansestadt Wismar nun den Deutschen Umweltpreis. Er teilt sich die mit insgesamt 500.000 Euro höchstdotierte Umweltauszeichnung Europas mit dem früheren Bundesumweltminister und jetzigen Direktor des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer. Dieser wird für sein Lebenswerk, „seinen Einsatz beim Umweltschutz in Deutschland und weltweit“ geehrt. Der Preis, der von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ausgeschrieben ist, wird am 27. Oktober in Magdeburg verliehen werden.
Mit der Auszeichnung des promovierten Agraringenieurs Lüth sollen auch ein besonders erfolgreiches Beispiel einer ostdeutschen Unternehmensgründung bekannter gemacht und junge Forscher und Unternehmer ermuntert werden, ähnlichen Einsatz zu zeigen, heißt es bei der Stiftung. Die 1992 gegründete Firma Prophyta habe gute Perspektiven, weil sie eine Technologie zur Herstellung biologischer Pflanzenschutzmittel auf der Basis pilzlicher Mikroorganismen entwickelt habe, sagte Lüth.
Diese Technologie, für die bereits das europäische Patent erteilt wurde, ermöglicht beispielsweise die Produktion von Bioact WG. Mit diesem biologischen Mittel bekämpfen Bauern in Bananenplantagen auf den Philippinen bereits Fadenwürmer, die die Wurzeln der Pflanzen schädigen.
In Deutschland wurde die Zulassung des so genannten Nematizids bereits beantragt. Es soll auch im Gemüse- und Zierpflanzenbau eingesetzt werden. Weltweit könnten damit chemisch-synthetische Mittel im Wert von etwa 950 Millionen Euro pro Jahr vom Markt verdrängt werden, schätzt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt.
Bereits in sieben europäischen Ländern und den USA auf dem Markt ist das erste biologische Pilzbekämpfungsmittel Deutschlands, Contans WG. Das Präparat ist ein wasserlösliches Granulat aus Traubenzucker, dem als Wirkstoff spezielle Pilzsporen beigemengt werden. Die Pilze wachsen und reduzieren das im Boden vorhandene Infektionspotenzial für die so genannte Sclerotinia-Fäule, die hohe Ertrags- und Qualitätsverluste etwa bei Raps, Salat, Gurken, Sonnenblumen oder Chrysanthemen verursacht, schon vor der Saat. Zuvor konnte die Fäulnis nur chemisch bekämpft werden. Das Mittel wird vollständig im Boden abgebaut und besitzt nach Angaben Lüths keinerlei toxische Eigenschaften. Rund 200 Tonnen werden derzeit jährlich in Wismar produziert. Bei Raps hat es einen Marktanteil von rund 2 Prozent erreicht, bei Salat sogar schon von 50 Prozent.
Für die Entwicklung von Contans hatte Prophyta bereits 1996 und 2001 den Technologiepreis, 1998 und 2001 den Innovationspreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern sowie 1997 den Bundesförderpreis Integrierter Pflanzenschutz erhalten.
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