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Sonderbare Gerüchteküche

Bei der Bremer Rüstungsschmiede STN Atlas Elektronik rumort es gewaltig: Die Anteilseigner wollen den Konzern aufteilen, Betriebsrat und Gewerkschaft bangen um viele Arbeitsplätze

Mit geschwellter Soldatenbrust präsentierte sich Rheinmetall DeTec jüngst auf der „Defendory“, einer Waffen-Messe in Athen. Die militärtechnologische Abteilung des Düsseldorfer Konzerns vergaß nicht zu erwähnen, dass auch das Bremer Tochterunternehmen STN Atlas Elektronik zur Ausrüstung der griechischen Streitkräfte beiträgt – etwa mit Flugabwehrsystemen.

51 Prozent an STN Atlas besitzt die Rheinmetall AG, zweiter Gesellschafter ist der britische Rüstungskonzern BAE Systems mit den restlichen 49 Prozent. Schon im Februar hatte es Meldungen gegeben, nach denen beide Unternehmen ihre Aktivitäten neu ordnen wollten: Rheinmetall werde sich ganz auf die Heerestechnik konzentrieren, BAE Systems widme sich der Marine.

Ende September dann meldete buten un binnen, STN Atlas solle „zerschlagen werden“: Bis zum Sommer 2003 sollten die Mitarbeiter der Heerestechnik von Rheinmetall, diejenigen der Marinetechnik von BAE übernommen werden. STN Atlas-Betriebsratschefin Dagmar Muth sagte in dem Beitrag, sie befürchte „mittelfristig Entlassungen“, da mit einer Unternehmensaufteilung die „beschäftigungspolitische Flexibilität“ verloren ginge. Nur durch die bisherige „gemeinsame Ergebnisverantwortung“ könnten Auftragsschwankungen ausgeglichen werden.

Oliver Hoffmann, Sprecher der Rheinmetall DeTec, ist bemüht, die Geschichte niedrig zu hängen: STN Atlas solle gar nicht „aufgeteilt“ werden, zumindest sei noch kein derartiger Beschluss gefasst worden. Hoffmanns PR-Mantra lautet: „Beide Anteilseigner sprechen über geeignete Führungsstrukturen, die das Unternehmen in der Zukunft stärken“. Was dabei herauskommen werde, könne heute noch „kein Mensch“ sagen.

Unter den Beschäftigten von STN Atlas herrscht jedoch eine gespannte Atmosphäre: „Still ruht der See“, sagt ein Vertreter des Betriebsrats, aber die Gerüchteküche sei derzeit „ganz sonderbar“. Vertreter beider Shareholder hätten den über 3.000 Mitarbeitern auf einer Betriebsversammlung im September mitgeteilt, dass man „eine Teilung hinkriegen“ wolle. Die Chefs verwiesen auf einen Vertrag von 1996, in dem beide Firmen festgelegt hätten, STN Atlas bis Ende 2002 zusammen zu leiten und sich danach zu trennen.

„Der Vertrag wurde uns zwar nie vorgelegt, aber es scheint ihn zu geben“, sagt Inge Lies-Bohlmann von der Bremer IG Metall. Sie teilt die Befürchtungen für den Fall einer Aufsplittung: STN Atlas könne dann nicht mehr wie bisher Software-Ingenieure mal eben intern austauschen, wenn in einem Bereich Not am Mann sei. Lies-Bohlmann hofft, „dass nicht gleich bei der Aufteilung mit Personalabbaumaßnahmen reagiert wird“. Aussagen der Konzernspitze darüber gibt es bislang keine. Markus Jox

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